Ästhetisch, engagiert, vielfältig – Dreidimensionale Foto-Collagen von Serkan Uzun

Vernissage einer Galerie im Hamburg HofImpression von der Vernissage. Foto: Cyrh Rhida

Die Anfänge der Collage gehen zurück bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts, als die Dadaisten diese Kunstgattung für ihre ebenso vielfältigen wie politisch aufgeladenen Werke nutzten. Sie verwendeten alle möglichen Materialien – von Zeitungspapier und Zeitschriften bis hin zu Postkarten, Propagandablätter, Eintrittskarten und Fotografien – , die sie dann in der Zusammensetzung interagieren ließen und so visuell dynamische Hybride erschufen. Diese Technik erfreut sich noch bis heute großer Beliebtheit, vor allem im Bereich der Fotografie-Collage gab und gibt es einige herausragende Arbeiten – die von David Hockney beispielsweise, um nur einen zu nennen.

Der Hamburger Künstler Serkan Uzun erweitert dieses Genre um eine Dimension: seine Foto-Collagen sind nämlich bis zu 5-lagig – oder sogar noch mehr – eingearbeitet und erweitern somit die räumliche Darstellung der Kunstwerke um die Dimension Höhe. Seine, sich um Weltmetropolen kreisenden, Arbeiten sind nun für einige Monate im Hamburger Hof am Jungfernstieg zu bewundern. Am Freitag fand dazu die offizielle Ausstellungseröffnung statt.

Gruppenfoto Vernissage Foto Collagen von Serkan Uzun
Künstler Serkan Uzun und seine PR-Lady Brigitte Sely (re.) mit einer der Ehrengäste des Abends: Laura Ramirez Barrios, Generalkonsulin von Argentinien in Hamburg. Foto: Cyrh Rhida

Angebot der Hamburg Kreativ Gesellschaft genutzt

Dass der aufstrebende Künstler Serkan Uzun gleich eine eigene Galerie aufweisen kann, hat er einem glücklichen Umstand zu verdanken. Die Einkaufspassage Hamburger Hof bietet mit Unterstützung des Förderprogramms: „Frei_Fläche: Raum für Zwischennutzung“ der Hamburg Kreativ Gesellschaft Künstlern zu attraktiven Konditionen unvermietete Läden zur Bespielung an.

Als der in Pfaffenhofen b. München geborene, und jetzt in Hamburg lebende, Uzun davon erfuhr, bewarb er sich sofort für eine der ausgeschriebenen Flächen und wenig später hielt er schon die Schlüssel in der Hand für einen Raum, den er in kurzer Zeit in einen Ausstellungsraum für seine Exponate verwandelte. Seit Anfang Dezember ist er nun im Untergeschoss der Passage zu finden und das bis mindestens Ende Mai. Eventuell geht es dann sogar weiter, aber das hängt dann nicht mehr von ihm ab. „Wenn ich eine Verlängerung angeboten bekomme, bin ich sofort dabei“, sagt er und man sieht ihm an, dass er mit der Galerie und dem Standort mehr als zufrieden ist.     

Serkan Uzun – Mit der Kamera auf Motiv-Jagd in den Weltstädten

Zu sehen sind in der Ausstellung alles Werke – fast ausnahmslos Foto-Collagen -, die in den letzten drei Jahren entstanden sind. Das Thema seiner Arbeiten sind Städte, die er besucht und mit seiner Kamera exploriert hat. Sehr hilfreich ist Serkan Uzun dabei, dass er derzeit auch beruflich als Flugbegleiter bei der Lufthansa beschäftigt ist. Das hat für den 44-Jährigen gleich zwei Vorteile: zum einen muss er sich als Künstler keine Gedanken über unsichere Einnahmen machen, da er seine Existenz bereits über die Festanstellung abgesichert hat. Und zum anderen kommt er dadurch in den Luxus, weltweit unterwegs sein können, um so immer wieder neues Material für seine Foto-Collagen zu sorgen.

Aber die Basis für seine künstlerische Tätigkeit hat Uzun bereits lange vorher geschaffen. Nach einer abgeschlossenen Grafikausbildung studierte er an der renommierten ESMOD in München Modedesign. 2006 erlangte er sein Diplom und wurde für die beste Herrenkollektion seines Jahrgangs ausgezeichnet. Und nun lebt er und arbeitet er seit 14 Jahren als Modedesigner, Stylist und Künstler in Hamburg.

Erste große Solo-Ausstellung im Hamburger Hof

Ausgestellt wurden Arbeiten von Serkan Uzun früher schon: zum Beispiel als Jugendlicher zweimal in seiner Heimatstadt Pfaffenhofen an der Ilm und einmal in München. Vor zwei Jahren durfte er die Schaufenster des Inneneinrichtungsgeschäfts  TH2 Interieur in Winterhude mit Foto-Collagen von sich bestücken. Diese kamen so gut an, dass er von allen Seiten bestärkt wurde, doch mehr davon zu kreieren und eine größere Ausstellung zu eröffnen. Gesagt, getan: die Corona-Pandemie nutzte er für schöpferische Arbeiten und kann nun über ein Dutzend der aufwendig erstellten Werke im Hamburger Hof präsentieren. Hinzu kam Ende 2021 noch die Realisierung des „Art Edition Adventskalenders“, eine Charity-Kooperation mit dem Hamburger Feinkosthändler Oschätzchen. Die Größen der mit maßgeschneiderten Holzrahmen ausgestatteten Werke gehen von 30 x 30 cm bis zu 80 x 80 cm, die Preise liegen bei 1000 bis 7000 Euro. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten über Chicago, Istanbul, Mexiko-City oder Bangalore.

Wichtig ist dem Künstler dabei, dass er nicht die üblichen Touristen-Hotspots abklappert. „Die sind für mich weniger interessant; was mich interessiert, ist das richtige Leben der Menschen vor Ort  und wie ihr Alltag dort aussieht. Aber auch Graffitis und Wandsprüche beziehe ich da mit ein“. Das Ganze tendiert auch in Richtung Street Photography, allerdings verzichtet Uzun auf den sonst in diesem Genre oft vorherrschenden ästhetisch-einseitigen Imperativ: „Es muss nicht alles schön sein, was man zu sehen bekommt. Wichtiger ist die Realitätstreue.“

Timo Boland (Mitte) von Boland International und Coach Bettina Rohe lassen sich von Künstler Serkan Uzun seine dreidimensionalen Fotomontage-Arbeiten näher erläutern. Foto: Hamburg Prominent / Heiko Wessling

Hamburg als Motiv ebenfalls dabei – mit einigen Botschaften

Naheliegend, dass der Foto-Künstler sich dabei auch Hamburg als Motiv vorgenommen hat. Und an diesem Werk über die Hansestadt kann man exemplarisch gut beobachten, dass Uzun es nicht auf 08/15-Postkartenkitsch à la Elbphilharmonie-bei-Sonnenuntergang abgesehen hat. Es sind zwar auch Sightseeing-Symbole wie das Hamburger Rathaus mit integriert, aber insgesamt dürfte die Collage selbst für Hamburg-Kenner einiges an hoch interessanten Neuigkeiten zu bieten haben. Beispielsweise die lebensgroße, mit viel Ironie erstellte Angela Merkel-Statue, die sich in einem Hinterhof befindet und nur absolute Insider den Standort kennen. Oder abfotografierte Street Art-Werke, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen wie der Pandemie beschäftigen.

Auch LGBTQ-Themen finden immer wieder ihren Platz, Uzun scheut sich nicht, politische Statements in seine Collagen zu platzieren. Diese sind dreidimensional und sehr aufwendig in der Produktion, so wurden für die Kreation des Hamburg-Werkes insgesamt 234 Fotografien verwendet, die in minutiöser Arbeit ausgeschnitten und anschließend mittels 3218 einzeln montierter Nadeln auf einem speziellen Hintergrund fixiert wurden. Da kann es bis zur Fertigstellung auch bis zu zwei oder mehr Monaten dauern. Durch das Zusammenfügen unterschiedlicher Bildelemente entsteht eine neue Komposition und somit auch eine neue Aussage.

Oftmals dient die Fotomontage der Verdeutlichung, Kontextuierung oder der Satire. Schon die anfangs erwähnten Dadaisten wollten in ihrer Zeit per Gesellschaftskritik an den politischen Verhältnissen etwas verändern. Die Fotomontage war damals passende Ausdrucksmittel, um ihre Botschaft zu verbreiten. In dieser Tradition sieht sich auch Uzun. Und einen kleinen Gag kann er sich dabei nicht verkneifen: ähnlich wie Alfred Hitchcock in seinen Filmen, verewigt sich Serkan Uzun auch selbst in seinen Collagen – ein Foto-Ausschnitt von ihm, wie er gerade mit seinem Smartphone interessante Motive fotografiert, ist immer dabei. 

Viel positives Feedback auf der Vernissage

Ein Soft-Opening zu der Galerie hatte es bereits Anfang Dezember gleich gegeben, doch die eigentliche Vernissage erfolgte nun am vergangenen Freitag. Die – unter strenger Einhaltung der geltenden 2G-Regeln durchgeführte – gut besuchte Veranstaltung geriet zu einem Erfolg für Serkan Uzun. Die kunstinteressierten Gäste fanden viel Gefallen an den Schöpfungen des Neu-Hamburgers.

So sagte Laura Ramirez Barrios, Generalkonsulin von Argentinien in Hamburg, ganz begeistert:

„Uzun hat sehr viel Talent, das sieht man sofort. Mir haben seine Werke über Südamerika besonders zugesagt. Schade, dass die dreidimensionale Foto-Collage ‘Buenos Aires’ bereits verkauft wurde, die hätte ich auch gern betrachtet gehabt“.

intu Cham mit Manfred Köhler
Food Consultant Bintu Cham mit Musikproduzent und Unternehmer Manfred Köhler. Foto: Cyrh Rhida

Stephan Jaekel, Communication Director von Stage Entertainment, konnte sich da nur anschließen:

„Hervorzuheben ist dabei, wie ich finde, dass Serkan nicht über den klassischen Weg einer Kunstakademie zu diesen herausragenden Collagen gekommen ist, sondern mehr oder weniger als Quereinsteiger. Als Mode-Designer und Grafiker, der sich in die Welt der Foto-Kunst wagt und prompt einen Volltreffer landet“.

Auch Soul-Sänger Darryl Smith war ganz geflasht von der Ausstellung: „Das hat was ganz Spezielles. Man kann sich diese Kunstwerke ganz lange ansehen und findet ständig neue, absolut hinreißende Motive“. 

Henning Lütchens und Andre Nykodým
Henning Lütchens (li.) von Das Weinkonzept und Andre Nykodým von Milo Sushi & Steak Club waren für die kulinarischen Genüsse auf der Vernissage zuständig. Foto: Hamburg Prominent / Heiko Wessling

Ganz-hamburg.de fand auf dem ersten, von PR-Lady Brigitte Sely perfekt organisierten, Art Highlight des Jahres noch weitere VIPs vor Ort: unter anderem gesichtet wurden Food-Consultant Bintu Cham (NDR), Society Lady und Ex-Model Monika Landsky, Musikproduzent und Unternehmer Manfred Köhler, Galerist Manoj Rauniar (Tibetan Lama Art), Verleger Michael Panusch (City Glow) und das Unternehmer-Ehepaar Anja und Bernd Glathe (Ex-Auto Wichert). Henning Lütchens von Das Weinkonzept aus Hollenstedt und Andre Nykodým von Milo Sushi & Steak Club vom Mittelweg waren für die kulinarischen Genüsse auf der Vernissage zuständig.

von Cyrh Rhida