Am 18. September 2015 findet der 2. Wi mook dat! Aktionstag in Hamburg statt – ein Sozialprojekt der beiden Initiatorinnen Claudia Seehusen und Anja Engelke, die sich für das soziale und ökologische Engagement von Hamburgs Unternehmen einsetzen. 140 Mitarbeiter tauschten im ersten Jahr den Schreibtisch gegen Pinsel, Hammer und Säge, Schaufel oder Schubkarre und stellten ihr Know-How und ihre Zeit in den Dienst der guten Sachen. Gemeinsam engagierten sie sich in sozialen Einrichtungen und leisteten im Team mehr als 700 Stunden für das Gemeinwohl. Namhafte Unternehmen wie Gebr. Heinemann, Hauni Maschinenbau AG und Velux Deutschland, die bereits in 2014 erfolgreich teilgenommen haben, sind auch in diesem Jahr wieder mit dabei. Im Interview erzählen die beiden Initiatorinnen von der Entstehung des Projekts, den Beweggründen und Zielen sowie ihren Zukunftsvisionen.
GH: Sie haben sich 2010 im Rahmen eines Meetings zur Gründung eines Corporate Social Responsibilty-Netzwerks in Hamburg kennengelernt. Wie ist die Idee entstanden, das gemeinsame Projekt Wi mook dat! ins Leben zu rufen?
WMD: Es war an der Zeit, für Hamburg einen gemeinsamen Aktionstag auf die Beine zu stellen, wie es diesen in anderen deutschen Städten schon seit einigen Jahren gibt.
GH: Frau Engelke, Sie setzen sich bereits seit 1999 für bürgerschaftliches Engagement ein. Welches Ziel verfolgen Sie mit Wi mook dat!?
Anja Engelke: Es passt einfach in meine Biographie. Ich habe die Anfänge des Corporate Volunteering auf Bundesebene schon vor über zehn Jahren mitgestaltet. Für mich persönlich ist der Wi mook dat!- Aktionstag, nach vielen Jahren, ein selbst gestecktes Ziel erreicht zu haben. Und für Hamburg einen Tag, eine Aktion, und damit einen weiteren wichtigen Baustein im Umfeld des bürgerschaftlichen Engagements geschaffen zu haben.
GH: Wi mook dat! mobilisiert Hamburgs Unternehmen für soziales und ökologisches Engagement. Welche Bedeutung hat der gemeinsame Einsatz am Aktionstag für Hamburg und die teilnehmenden Unternehmen?
WMD: Das Einzigartige des Aktionstages ist, dass sich viele Hamburger Unternehmen gemeinsam an einem Tag für die sozialen und ökologischen Probleme bzw. Personengruppen engagieren und Hamburg so noch ein Stück lebenswerter machen. Dieses Engagement gibt es von unterschiedlichen Unternehmen auch in Einzelaktionen. Der Unterschied liegt hier aber zum Einen in der Masse der Zeitstunden und Manpower, die viele Unternehmen an einem Tag einbringen und zum Anderen in dem Gemeinschaftsgefühl, das so entsteht – ganz nach dem Motto: „Wir packen an, zusammen, an einem Tag, für unsere Stadt“.
GH: Welchen Nutzen ziehen die Mitarbeiterinnen aus der Teilnahme am Aktionstag?
WMD: Für die Mitarbeiterinnen gibt es vielfältigen Nutzen: sie erhalten Einblicke in andere fremde Lebenswelten, die oft für einen Perspektivenwechsel sorgen. Sie sind stolz auf den Arbeitgeber, dass er ihnen solch ein Engagement ermöglicht. Sie lernen Kollegen/innen und Vorgesetzte auf einer ganz anderen Ebene kennen und sie lernen Kollegen/innen aus anderen Abteilungen kennen. Mitarbeiter einer Abteilung können sich als Team neu definieren. Das schweißt zusammen und trägt zu einer positiven Unternehmenskultur bei.
GH: Welche sozialen Einrichtungen werden von den Unternehmen unterstützt?
WMD: Es geht Querbeet durch alle Bereiche: Kinder und Jugendhilfe, Menschen mit Behinderung, Obdachlose, Senioren, Familien und Natur und Umweltschutz. All diese Projekte werden im handwerklichen Bereich, in der Kompetenzvermittlung oder in Begegnungsprojekten wie z. B. bei Ausflügen unterstützt.
GH: Frau Seehusen, seit Gründung Ihrer Agentur MAKING SENSE vor knapp zehn Jahren beraten Sie Unternehmen im Bereich Corporate Social Responsibilty. Wie bedeutsam ist der freiwillige Einsatz von Mitarbeitern/innen für gemeinnützige Zwecke (Corporate Volunteering) in einem Unternehmen?
Claudia Seehusen: Die Bedeutung von Corporate Volunteering in Unternehmen ist über die letzten Jahre kontinuierlich gewachsen. Wir beobachten, dass immer mehr Firmen ihr gesellschaftliches Engagement über dieses Instrument erlebbar und auch anfassbar machen möchten. Und insbesondere Personalabteilungen schätzen die Sozialkompetenz-Erfahrungen, die durch solche Hilfeeinsätze gemacht werden können.
GH: Corporate Volunteering hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen – sehen Sie diese Entwicklung als Möglichkeit, Hamburgs Unternehmen von Ihrem Projekt zu überzeugen?
Claudia Seehusen: Natürlich spielt uns diese Entwicklung in die Hand. Unternehmen wissen mit diesem Begriff inzwischen etwas anzufangen und sind offen dafür. Trotzdem muss man sagen, dass die Entwicklung in Deutschland noch nicht so weit gediehen ist, wie z.B. in den angelsächsischen Ländern.
GH: Laut „Corporate Volunteering in Deutschland, Studie der American Chamber of Commerce in Germany und Roland Berger Strategy Consultants“ erwarten 70% der Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber Unterstützung bei ihrem sozialen Engagement. Bietet Ihr Projekt demnach auch die Möglichkeit für Unternehmen, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen?
WMD: Wir erleben immer wieder, gerade wenn Unternehmen sich regelmäßig engagieren, dass dies zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit beiträgt. Allerdings sollte Corporate Volunteering zu allererst als eine Maßnahme gesehen werden, die zur Verbesserung des Gemeinwohls beiträgt.
GH: Beim ersten Aktionstag im September 2014 engagierten sich 12 Unternehmen für den guten Zweck, in diesem Jahr sollen es mehr werden. Welchen Stellenwert sollte Wi mook dat! in fünf Jahren in Hamburgs Wirtschaft haben?
WMD: Natürlich wünschen wir uns noch einen gewaltigen Zuwachs und dass es für den ehrbaren Hamburger Kaufmann eine Selbstverständlichkeit ist, sich an diesem Tag mit zu engagieren.
GH: Soziales oder ökologisches Engagement – für welches Projekt würden Sie sich persönlich am Aktionstag einsetzen wollen?
Anja Engelke: Ich würde gerne richtig anpacken und in einem Projekt mit großer Vielfalt mithelfen. Insofern würde ich mich für den Luther Campus engagieren. Streichen, Hochbeet oder Matschanlage bauen, dort kann man sich auf einem großen Gelände an vielen Stellen einbringen.
Claudia Seehusen: Mich persönlich spricht das Projekt der Organisation „Das Geld hängt an den Bäumen“ sehr an, weil es durch die Unterstützung bei der Apfelernte dazu beiträgt, dass es noch mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung gibt. Die aus den Äpfeln produzierten Säfte sind regional produzierte Produkte, die dieses wichtige Verbraucherthema fördern. Und außerdem ist man an dem Tag in der wunderschönen Natur.
GH: Engagieren Sie sich auch privat für gemeinnützige Zwecke?
Anja Engelke: Nachdem ich 13 Jahre für das Freiwilligen-Zentrum Hamburg als Freiwillige gearbeitet habe, habe ich mein Engagement zurzeit auf meinen privaten Bereich verlegt, ich engagiere mich an der Schule meines Sohnes.
Claudia Seehusen: Ich unterstütze diverse Hilfsorganisationen sowohl finanziell als auch mit meinem Knowhow.
GH: Wenn Sie an das soziale Engagement in Hamburg denken, was wünschen Sie sich für Ihre Stadt?
WMD: Ein größeres Bewusstsein für das Thema und dass wir, auch durch diesen Aktionstag, ein Drittel der Hamburger erreichen können, die sich laut Hamburger Freiwilligensurvey auch gerne engagieren würden, es aber noch nicht tun.
Danke für das Gespräch und Ihr Engagement!
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie unter wimookdat.de
von alias d.