Dr. med Anna Brandenburg ist seit 2009 Fachärztin für Dermatologie, Allergologie und Venerologie in ihrer Wahlheimat Hamburg. Die 39-Jährige ist unverheiratet und erzieht einen 2-jährigen Sohn. Ihre dermatologische Privatpraxis hat sie im Oktober 2019 auf 250 qm in einem Harvestehuder Gründerzeitbau eröffnet. Neben dem eigenen Kosmetikinstitut Pro Skin Solutions, das zwei sehr erfahrene medizinisch-ästhetische Fachkräfte beschäftigt, ist sie besonders stolz auf einen hochmodernen OP-Raum. Neben KI-gestützter Hautkrebsvorsorge und aktuellen Lasertechniken gehört zu den Besonderheiten der Praxis eine gynäkologische Sprechstunde für hormonelles Better-Aging sowie Therapien innerhalb der Vaginalverjüngung.
Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche auf Ihrem „Chefsessel“?
Auf die klassischen 40 Stunden komme ich immer. Gottseidank kann ich als Selbständige ja etwas freier disponieren, weshalb ich mich als alleinerziehende Mutter auch gut um meinen Sohn kümmern kann. Und viele organisatorische Dinge kann man heute ja unkompliziert von unterwegs und mobil aufarbeiten.
„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?
Am Wochenende. Eigentlich 😉 Das soll ja für meinen Sohn Leo reserviert sein.
Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?
Ja. Meine Mutter ist Gynäkologin, und für mich war immer klar, dass sie einen tollen Beruf hat. Sie konnte immer Arbeit und unser Familienleben verbinden. Ich habe dann trotzdem erst BWL angefangen … 1 Semester lang. Nach dem Abi bin ich wie viele kurz in eine kleine Orientierungslosigkeit gerutscht. Nach dem Wechsel in die Medizin hatte ich natürlich erst an Gynäkologie gedacht. Aber im niedergelassenen Bereich fand ich die Dermatologie definitiv interessanter. Und ich bin mit der Entscheidung von Tag Eins an richtig gefahren.
Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?
Vertraut auf euch selbst und seid mutig! Bauchgefühl ist wichtig. Aber in dieser Phase des Lebens sollte man auch vorübergehend akzeptieren können, dass nicht immer alles Spaß macht. Meine Krankenhausnächte … die waren natürlich sehr anstrengend. Ohne Durchhaltevermögen und eine gewisse Leidenschaft verliert man sein Ziel schnell aus den Augen.
Was finden wir in Ihrer Handtasche oder Businesstasche?
Autoschlüssel, Handy, Schminktasche, meistens einen Schnuller, Handcreme und irgendein Papierkram, der zu erledigen ist. Was sich eben so über die Woche ansammelt. Meine Taschen sind entsprechend eher groß als klein.
Wenn Sie Patientengespräche führen, was ist für Sie wichtig?
Dass ich immer nur das empfehle, was ich auch bei mir selber machen lassen würde. Ich versuche, mich in jeden Patienten hineinzuversetzen, und stelle mir vor, wie ich in seiner Situation behandelt werden wollte.
Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hin will?
Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit. Dass man sich Fehler zugesteht und sich, wenn doch mal etwas in die falsche Richtung läuft, die Zeit nimmt, eine Art Reset zu machen. Und dass man dann die neuen Erkenntnisse umsetzt, anstatt mit den alten Strukturen weiterzumachen. Mir ist in dem Zusammenhang auch wichtig, dass trotz allem viel Zeit für Familie und Freunde bleibt.
Für wie wichtig halten Sie “Networking“ unter Frauen? Und warum?
Es ist natürlich wichtig, Kontakte zu pflegen. Aber ich bin keine Freundin der Idee, das aus Berechnung heraus zu machen. Für mich sind Kontakte, also die Menschen dahinter inspirierend. Dieser Aspekt ist mir wichtiger, als mir irgendwo einen wie auch immer gearteten Vorteil zu verschaffen.
Welche Frauen begeistern Sie?
Sehr fasziniert hat mich schon als Kind eine Freundin einer Mutter. Sie hatte sich sehr früh in den Siebzigern mit einer Fotoagentur selbständig gemacht. Heute ist sie natürlich fortgeschritten im Alter, aber ihre Ideen und ihr Geist sind noch immer total jung. Sie würde heute Bloggen und findet Instagram super. Unabhängig und frei, solche Menschen finde ich inspirierend. So in etwa der Typ Meryl Streep …
„Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?
Absolut. Wertschätzung ist eines der obersten Gebote. Ich lebe das, indem ich meinem Team die Zustimmung gebe, die ich für wichtig halte. Meine Mitarbeiter sind Bestandteil meines Erfolgs, ohne sie wäre der gar nicht möglich.
Sind Sie schon mal gescheitert?
Ehrlich gesagt, nein. Aber das mag an meiner optimistischen Grundeinstellung liegen. Klar läuft nicht immer alles nach Plan. Aber meistens lernt man aus diesen Momenten doch am meisten.
Spielt „social media“ in Ihrem Leben eine Rolle?
Ja klar, ich bin ein absoluter Insta-Addict! Nicht aus Voryerismus (obwohl der ja eine gewisse Rolle spielt). Eher, weil es viel um Inspiration geht. Natürlich bin ich mir bewusst, dass dort jeder nur seine schönste Seite zeigt. Man muss schon deshalb ökonomisch mit Social Media umgehen, andernfalls füttert man irgendwann die eigene Unzufriedenheit.
Sie haben Freunde zu Besuch, das erste Mal in Hamburg. Wo gehen Sie mit ihnen hin?
An die Alster, da gehe ich selber fast jeden Tag laufen. Und am liebsten im Herbst.
Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2020
Dass mein Wartezimmer aus allen Nähten platzt (lacht). Natürlich ist es mein Traum, dass meine erste eigene Praxis ein Riesenerfolg wird.
Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??
Was an meinem Ansatz das Besondere ist 😉 Ich arbeite nämlich bewusst mit Kolleginnen aus anderen medizinischen Bereichen zusammen, um meinen Patienten einen ganzheitlichen Therapie-Ansatz bieten zu können. Ich möchte ihnen stets signalisieren, dass ihr Problem bestmöglich gelöst wird. Auch wenn es bedeutet, dass nicht zwangsläufig ich sie behandele. Man darf sich als Medizinerin nicht zu schade dafür sein, Patienten wegzuschicken, wenn zur Therapie der eigene Kompetenzrahmen überschritten wird. Das Patientenwohl muss jederzeit im Vordergrund stehen.
Hamburg im Februar 2020
Dr. med Anna Brandenburg