Im Gespräch: Juliane Golbs

Juliane Golbs

Man kennt Juliane Golbs perfekt gestylt in großer Robe von glamourösen Events und roten Teppichen, doch dass sie auch eine ganz andere Seite hat, verraten ihre Finger voller bunter Farbkleckse. Darauf angesprochen, lacht die Wahl-Hamburgerin fröhlich und erzählt sprudelnd von ihrer großen Leidenschaft, der Malerei. Die Malerin Juliane Golbs bringt mit ihrer Kunst pure Lebensfreude zum Ausdruck. Leuchtende Farben, romantische Motive und expressionistische Linien sind das Markenzeichen ihrer Werke. Das Aufbringen der Farben mit den bloßen Fingern ihre Lieblingstechnik. Gebürtig aus Schwerin, kam sie bereits mit 18 Jahren für ihr Studium nach Hamburg und engagiert sich auch hier als Botschafterin für die NCl-Stiftung.

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche an Ihrem Arbeitsplatz?

Ich bin glücklich, wenn ich mit meiner Arbeit beschäftigt bin. Es kommt nicht selten vor, dass ich die vollen sieben Tage der Woche mit meiner Arbeit beschäftigt bin. Für mich gibt es da keinen „Feierabend“.

„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Wenn ich mit meinem Mann etwas Essen gehe oder wir sind gemeinsam unterwegs, dann bleiben die Handys in der Hand- wahlweise Hosentasche. Auch wenn Freunde zu Besuch sind oder wir bei Oma und Opa zu Kaffee und Kuchen. Die Zeit ist zu kostbar mit ihnen, um sie nicht intensiv zu nutzen.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?

Es gab für mich nie einen anderen Wunsch. Schon als ich klein war, wusste ich, dass mein Leben von der Kunst bestimmt sein wird und dass ich genau das will.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Lass dir nie einreden, dass du in diesem oder jenem gut bist. Nur du allein weißt, was dich glücklich macht, was deine Stärken sind und wo du dein Ich potenzieren kannst. Geh keine Beziehung ein, in der du nicht glücklich wirst. Sei genauso behutsam in der Wahl deines Jobs, denn mit ihm verbringst du viel Lebenszeit.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Ein Skizzenbuch zum Malen und Schreiben, 2-3 Lippenstifte (für jeden Gemütszustand des Tages eine Farbe), ein Portemonnaie, Glücksbringer, Air Pods, Handy, einen Füller, Visitenkarten.

Das hat Juliane Golbs in ihrer Handtasche

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Eckpfeiler von Erfolg jede sind, die einen selbst ausmachen. Steh zu dir und akzeptiere dich mit allen Stärken und ja auch kleinen Schwächen glaube an dich und das was du tust, umgebe dich mit lieben Menschen, denen du vertrauen kannst und die mit dir ihr letztes Stückchen Franzbrötchen teilen würden, zweifle nicht an dir und deinen Projekten – sie sind du und du bist FABELHAFT!

Wurden Sie in Ihrer Karriere öfter von Frauen oder von Männern gefördert?

Ich wurde öfter von Männern gefördert, die mit ihrer herzlichen, ehrlichen Kritik das in mir geformt haben, was immer da war. In aller Offenheit haben sie mir Wege aufgezeigt und sie dann für mich und mit mir geebnet.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Ich halte Networking für wichtig, wenn es zeitlos und ungezwungen ist. Nichts ist schlimmer als wenn man zusammenkommt und sich nicht versteht. Die Chemie muss sofort stimmen, um erfolgreich networken zu können. Da ich keine Frau bin, die sich verstellen kann, sondern sehr feine Antennen habe was ein harmonisches Miteinander angeht. Man sollte beim Networking ein gutes Gefühl haben und schon können Ideen und Ressourcen fließen.

Was halten Sie von der Frauenquote?

Die Gleichstellung von Frauen und Männern bedeutet ein Plus für unsere Gesellschaft, gerade in Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft. Dementsprechend halte ich sie für unabdingbar. Seit langem plagt mich jedoch die Frage nach einer Männerquote in jenen Bereichen, die von uns Frauen dominiert werden, wie in sozialen Berufen der Erziehung, der Hauswirtschaft etc. Auch in medizinischen Gesundheitsberufen fehlen sie uns.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Mich begeistern vor allem Menschen, die andere begeistern können. Ich liebe Musiker*innen, deren Klänge einmalig sind, ich liebe Schauspieler*innen, die ihr Handwerk so verstehen, dass sie mich zu Tränen rühren und zum Lachen bringen, als hätte mein Mann wieder einen Witz zum Besten gegeben. Mich begeistern Designer*innen, die das Wort Schublade noch nie gehört haben und ihre Ideen leben. Um einige Namen zu nennen: Jeremy Scott, Vivienne Westwood, Coco Chanel, Rocko Schamoni, Rufus Wainwright, Karen O (Sängerin der Yeah Yeah Yeahs), Emilia Clarke, Ethan Hawke.

„Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Wertschätzung und Anerkennung für das was man macht zu bekommen, steht für mich über dem finanziellen Ertrag aus der Arbeit. Nur wenn ich die Menschen bewege, anrege, Gefühle und Gedanken durch meine Arbeit freisetze kann ich mir sicher sein, keine Eintagsfliege zu sein, ein One Hit Wonder – sondern jemand, die über eine begrenzte Zeitspanne hinaus begeistern kann.

Was ist ihr bisher größter Erfolg?

Ich kann nicht auf den Punkt sagen, welcher mein bisher größter Erfolg ist, denn ich messe Erfolg nicht in Medaillen oder Urkunden. Doch wenn ich mich festlegen sollte, dann ist es jener, mit meiner künstlerischen Arbeit gutes Tun zu können. Dass meine Werke Erlöse bringen, um andere Menschen zu unterstützen, das ist mein persönlich größter Herzenserfolg.

Spielt „Social Media“ in Ihrem Leben eine Rolle? Welche Kanäle im Bereich Social Media sind wichtig für Sie?

Social Media beutetet Inspirieren und Inspiration schenken. Ich liebe Instagram und taste mich seit ein paar Monaten an Tik Tok heran. Für meine Kunst ist es ein Ort zum Teilen, zum Austauschen und zur Kommunikation mit Künstler*innen weltweit. Das ist ein Geschenk und ich möchte es nie missen.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt und was sind die Aussichten?

Corona hat mir Ruhe und Zeit geschenkt. Ich konnte mir noch klarer darüber werden, was ich will und wer ich bin. Ich zog mich zurück und war mir mit meiner Arbeit auf der nächsten Vernissage sicherer als je zuvor. Dadurch, dass alles ausgebremst war, haben auch meine Kunden und Kundinnen ihre Ruhe gefunden und mehr als je zuvor den Kontakt zu mir gesucht.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2022?

Mein Ziel für 2022 sind besondere Kooperationen, Ausstellungen zu konzipieren, die einmalig schön sind und mein Herz an neue Farben und Leinwandgrößen zu verlieren.

Elbe oder Alster?

Definitiv: Alster (ich habe ein Jahr lang an den Sophienterrassen gewohnt und bin jeden Tag runter zu einer Bank, nur um den Booten zuzusehen, wie sie über die Alster schweifen.

Hamburg im Mai 2022

Juliane Golbs

Website: www.JulianeGolbs.de