Im Gespräch. Judith Beile

Judith Beile, Geschäftsführerin wmp

Judith Beile ist Geschäftsführerin des arbeitnehmerorientierten Beratungsunternehmens wmp consult, das Betriebs- und Personalräte und Gewerkschaften berät. Hamburg war für die gebürtige Badenerin ursprünglich zweite Wahl – eigentlich wollte sie Mitte der 80er nach dem Studieneinstieg in Tübingen für das Hauptstudium nach Berlin wechseln. Die Studienfachkombination ließ das nicht zu, mittlerweile ist Hamburg ihre Wahlheimat geworden. Den Berufseinstieg in den 1990er Jahren fand sie nach ihrer Promotion in der Politikberatung im Bonner Bundeskanzleramt und im Bundestag, dann kehrte sie aus familiären Gründen nach Hamburg zurück.

Seit 1997 arbeitet sie in der arbeitnehmerorientierten Beratung. Judith Beile ist Auditorin für das Hamburger Familiensiegel und für das Audit berufundfamilie und zertifizierte Beraterin im Programm unternehmensWert:Mensch. Bei wmp consult ist sie seit Gründung vor fast 20 Jahren dabei. Jetzt steht der Generationenwechsel in der Führung bei wmp an. Einer der beiden Gründer hat sich schon aus der Geschäftsführung zurückgezogen, der andere plant seinen schrittweisen Ausstieg. Bevor Judith Beile den nächsten Schritt geht, ist sie heute erstmal im Gespräch bei “Hamburgs Ganze Frauen“:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche „mit Ihrer Arbeit“/an Ihrem Schreibtisch?

Ca. 45 Stunden, wenn keine Dienstreisen anstehen.

 „Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

In der Regel am Wochenende – es gibt aber Ausnahmen.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?  

Ich wusste früher gar nicht, dass es diesen Job gibt. Ich hatte gar keine feste Vorstellung von dem, was ich mal werden will. Mein Werdegang ist eine Mischung aus Planung und Zufall.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Nicht zu bescheiden sein.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Portemonnaie, Schlüssel, Maske, abends Zigaretten und Feuerzeug, leider meistens keine Papiertaschentücher.

Reduziert: Handtaschen-Inhalt von Judith Beile

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Nicht durch Misserfolge beirren lassen, dranbleiben und sich immer wieder die Erfolge der Vergangenheit vor Augen führen.

Was halten Sie eigentlich von der gesprochenen Gender-Lücke?

Ich finde gendergerechte Sprache wichtig und richtig, kann mich aber mit der gesprochenen Lücke nur schwer anfreunden. Aber vielleicht gibt sich das mit der Zeit.

Wurden Sie in Ihrer Karriere öfter von Frauen oder von Männern gefördert?

Ich hatte fast nur männliche Vorgesetzte, die mich alle – aus unterschiedlichen Gründen – gefördert haben. Meine einzige Erfahrung mit weiblichen Vorgesetzten war leider ernüchternd.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Sehr wichtig, jedenfalls für meinen Job, weil unser Geschäft sehr personenabhängig ist und die Expertise von anderen immer wieder unser Angebot bereichern kann.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Menschen, die ihrer Zeit voraus sind, wie z.B. die ersten grünen Politikerinnen im Deutschen Bundestag mit ihren Forderungen nach Gleichberechtigung.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Sehr wichtig als Motivator, sowohl von Kolleg/innen als auch von der Kundschaft.

Was ist ihr bisher größter Erfolg?

Dass ich mich getraut habe, Geschäftsführerin zu werden.

Spielt „Social Media“ in Ihrem Leben eine Rolle? Welche Kanäle im Bereich Social Media sind wichtig für das Berufsleben?

Ich bin zwar bei ein paar Social-Media-Kanälen (Xing, LinkedIn), bin aber kaum aktiv. Mein wichtigstes Kommunikationsmittel ist immer noch die gute alte Email und das persönliche Gespräch.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt und was sind die Aussichten?

Ich reise kaum mehr und bin vor der Pandemie sehr viel unterwegs gewesen – jetzt läuft sehr viel über Videokonferenzen. Ich hoffe und denke, dass ein Teil der Aktivitäten auch nach der Pandemie online laufen und meine Reisetätigkeiten nicht mehr das alte Niveau erreichen. Manche persönlichen Begegnungen sind aber durch VC nicht – oder nur mit qualitativen Abstrichen – zu ersetzen.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2021/22?

Dass uns im Unternehmen ein guter Übergang von den Gründern zur nächsten Generation gelingt.

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Was halten Sie von der Frauenquote? (Anmerkung der Redaktion: „Guter Hinweis, nehmen wir mal mit auf“)

Elbe oder Alster?

Isebek!

Hamburg im Dezember

Judith Beile