Premiumwagenhändler Benjamin David macht den Reality Check zur Antriebswende

Benjamin DavidBenjamin David (c) Tom Wolf

Das E-Auto wird noch länger ein Nischenprodukt bleiben. Ein Expertenartikel von Benjamin David.

Autohersteller, Zulieferer und Politik setzen scheinbar alles auf die Elektromobilität: Bis 2030 sollen mindestens 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren – rund 900 Prozent mehr als heute. Spätestens mit dem Inkrafttreten des für 2035 beschlossenen Verbrenner-Verbots für Neuzulassungen, soll sich der E-Antrieb zum neuen Standard etabliert haben. Dieses Ziel halten jedoch einige Experten angesichts der aktuellen Elektroauto-Krise1 für wenig realistisch.

Einer von ihnen ist Benjamin David, Gründer und Geschäftsführer von DAVID Finest Sports Cars, Norddeutschlands größtes Autohaus für kuratierte Premiumfahrzeuge. Rund 300 Sportwagen, Oldtimer und Raritäten haben durch ihn allein im letzten Jahr den Besitzer gewechselt, allesamt Verbrenner aus dem Hause Porsche, Bentley, Ferrari und Co. Woran die Antriebswende in Deutschland scheitern könnte, verrät er in seinem persönlichen Reality Check.

„Für mich ist das E-Auto in Deutschland vorerst gescheitert“

Benjamin David, Gründer und Geschäftsführer von DAVID Finest Sports Cars

Deutlich wird die Elektroauto-Krise vor allem im Gebrauchtwagensegment, in dem sich auch Benjamin David bewegt: „Es mag hart klingen, aber für mich ist das E-Auto vorerst gescheitert – und wird in Deutschland noch länger ein Nischenprodukt bleiben. Unsere Automobilbranche, eine der Kernindustrien Deutschlands, wird gerade buchstäblich an die Wand gefahren. Bei den großen deutschen Herstellern stehen die Bänder für E-Autos still, Listenpreise werden reihenweise herabgesetzt. Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes1 zeigen auch, dass die Preise für E-Autos im Gebrauchtwagenhandel rapide gesunken sind. Autohändler bleiben auf ihren Stromern sitzen – und dafür gibt es Gründe.“

1. Hohe Verunsicherung bei hohem Anschaffungspreis

Die Einnahmen der deutschen Hersteller aus dem klassischen Verbrennergeschäft bleiben auf hohem Niveau, die Elektromobilität lahmt dagegen. Durch das sehr spontane Wegfallen des BAFA-Bonus mit deutlich angepassten Nachlässen wurde dem Vertrauen der Käuferinnen und Käufer in die Bundesregierung und Elektromobilität ein spürbarer Dämpfer verpasst. Viele, die vorher vielleicht noch mit einem E-Auto eines deutschen Herstellers geliebäugelt haben, können es sich nun schlichtweg nicht mehr leisten. Sie entscheiden sich entweder für ein chinesisches Modell2, das besser und günstiger ist, oder sie nehmen wieder einen Verbrenner, um die nächsten Jahre auf Nummer sicher zu gehen und die aktuell wackelige Entwicklung der E-Mobilität weiter zu beobachten. Meine Prognose: Benziner und Diesel werden sich weiterhin gut verkaufen. Und das weltweit.

2. Unzuverlässige Reichweite

Die Abweichungen der Herstellerangaben zur realen Reichweite sind zum Teil enorm und betragen 20 Prozent und mehr. Viele E-Auto-Besitzer haben diesen Winter gemerkt, dass sie deutlich mehr Energie als im Sommer benötigen. Von den angegebenen 300 Kilometern schafft das Auto vielleicht 100 bis 120 Kilometer. Große Autovermietungen3 stoßen aktuell ihre komplette Elektroflotte ab. Die haben das Ohr auf den Gleisen, denn der Kunde entscheidet, welches Auto er nimmt, wenn er zum Flughafen muss. Und das ist offenbar kein Elektroauto, zumindest nicht für die mittleren und längeren Strecken.

Öffentliche E-Ladesäule in Hamburg Winterhude
E-Ladesäule in Hamburg Winterhude © Norbert Schmidt

3. Fehlende Infrastruktur

Angenommen, das Ziel von 15 Millionen Elektroautos wird innerhalb der nächsten sechs Jahre erreicht: Wie soll die Infrastruktur in Deutschland so schnell mitwachsen? Bereits jetzt berichten mir Kunden von langen Wartezeiten an E-Zapfsäulen. E-Autos sind in den meisten Parkhäusern und Tiefgaragen verboten aufgrund des Brandrisikos. Es wird noch an einem Frühwarnsystem gearbeitet, damit die Brandgefahr minimiert werden kann. Hinzu kommt, dass sie wesentlich schwerer sind als Verbrenner. Ältere Parkhäuser könnten architektonisch für das hohe Gewicht nicht ausgelegt sein. E-Autos und Hybride stellen auch Rettungskräfte bei einem Unfall vor neue Herausforderungen, weil es immer noch nur wenig Erfahrung mit verunfallten und in Brand geratenen E-Autos gibt. Beim Blick abseits der Metropolen wie Hamburg oder Berlin sieht es mit der Infrastruktur und Akzeptanz für E-Mobilität noch schlechter aus.

4. Schlechte Wiederverkaufspreise

Ich habe mit verschiedenen Händlern gesprochen, die mir durchweg erzählen, überhaupt keine Anfragen mehr für E-Autos zu bekommen, die Preise fallen deutschlandweit. Teilweise wird überlegt, die Autos zu verschrotten und die Batterieeinheit und den Antriebsstrang anders zu veräußern. Auch der Gebrauchtwagenmarkt für Stromer liegt weitestgehend still. Die Autos stehen auf den Höfen und keiner will sie haben, die Händler bieten sie an wie Sauerbier. Zu groß ist die Unsicherheit bei den Menschen, worauf sie sich langfristig beim Kauf einlassen, auch beim Wiederverkauf5. Bei einem Elektroauto ist es ausgeschlossen, diese Kalkulation vorher aufzumachen.

5. Das falsche Versprechen der Emissionsfreiheit

Offiziell wird jedem E-Auto in der Hersteller-Flotte null Gramm CO2 zugeschrieben, was jedoch nicht korrekt ist: Abhängig vom Strommix benötigt ein Elektroauto zwischen 60.000 und 90.000 Kilometern, um eine tatsächlich emissionsärmere Bilanz als ein Verbrenner zu erreichen. Zumal keiner so genau weiß, was nach sieben Jahren, wenn die Garantie für die Batterie erlischt, mit den Autos passiert. Das ist Sondermüll. Dann der Blick auf die fragwürdige Herstellung der Batterien: Es geht um verstromte Kohle und um Kobaltminen im Kongo, die auch durch Kinderarbeit betrieben werden6 – diese Minen befinden sich in überwiegend in chinesischer Hand7. Wenn man sich mit dieser Lieferkette beschäftigt, hat das nichts mit einer gerechten und ressourcenschonenden Zukunft zu tun. Das kann so nicht die Lösung sein.

Mein Fazit: Das E-Auto wird in Deutschland vorerst ein Nischenprodukt bleiben

Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich, bevor die Elektromobilität eine echte Alternative für den Verbrenner wird – noch hängen wir im Vergleich mit anderen Ländern weit hinterher. Es herrscht noch zu viel Ungewissheit bei einem zu hohen Anschaffungspreis. Zudem sind Autos für viele Menschen etwas Hochemotionales, siehe am Beispiel Porsche. Die wollen bis 2028 rund 80 Prozent der Flotte vollelektrisch haben. Das ist aber nicht das, was das Kerngeschäft der Marke Porsche ist. Ich denke: Die besten Autos sind schon gebaut worden und die Mehrheit der Menschen wird daran so lange wie nur möglich festhalten. Die Rennstrecken dieser Welt werden einen riesigen Zulauf bekommen.

Verkauf von Premiumfahrzeugen bei DAVID Finest Sports Cars mit deutlichem Plus

Unser Handel blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück: Rund 300 Sportwagen und Oldtimer sind in die Hände von neuen Besitzerinnen und Besitzern gewechselt. Das entspricht einem Plus von 30 Prozent, das der Wettbewerb im vergangenen Jahr nur in den seltensten Fällen verzeichnen konnte.

Zahlungskräftige Kundinnen und Kunden aus aller Welt investieren bei uns durchschnittlich 155.000 Euro in ein gebrauchtes Fahrzeug. Beliebt sind nach wie vor Modelle von Porsche und Ferrari, die besonders und selten sind. Vollelektrische Autos sucht man in unserem Showroom vergeblich. Hybrid-Lösungen, wie beim Ferrari SF90, verkaufen sich trotz deutlichen Preissenkungen nicht und bestätigen die allgemeine Entwicklung des Marktes.

von Benjamin David


  1. Kraftfahrt-Bundesamt – Pressemitteilungen – Fahrzeugzulassungen im Dezember 2023 – Jahresbilanz (kba.de) ↩︎
  2. Werden deutsche Elektroautos vom Markt verdrängt? – ZDFheute ↩︎
  3. Autovermieter will 20.000 E-Autos verkaufen – und dafür Verbrenner erwerben (bw24.de) ↩︎