Noch viel zu tun: Fahrradklimatest Hamburg 2023

Straßenschild Radfahrer absteigenRadfahrer absteigen - diese Schilder gibt es viel zu häufig in Hamburg © Norbert Schmidt

Fahrradklima: Hamburg landet wieder im grauen Mittelfeld. Der Grüne Verkehrssenator ist bald zwei Jahre im Amt, da hätte vielleicht etwas mehr gehen können?

Deutschland war einmal ein Land mit verlässlicher und gut gepflegter Infrastruktur, die für viele Länder vorbildlich war. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Auf der Seite wurde Planungsvorgänge unnötiger Weise überbürokratisiert und verkompliziert, zum Ausgleich wurde der Ausbau und die Pflege immer mehr ideologisiert. Beobachter haben oft den Eindruck es sei wie beim Roulette: ‘rien ne va plus’ (nichts geht mehr).

So ergibt die Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, dass Deutschland bei weitem noch kein fahrradfreundliches Land ist. Dabei reden wir gar nicht über den unterfinanzierten öffentlichen Nahverkehr, dem überlasteten Bahnfernverkehr oder Stau-, Brücken-, Baustellen-Chaos auf Autobahnen und anderen Straßen. Zwar haben deutsche Großstädte Fortschritte beim Radverkehr gemacht. Doch wenn es um Velorouten im Umland oder flachen Land geht, dann könnte man denken, hier kommt Raketenwissenschaft zur Anwendung. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Deutschland lediglich auf die Schulnote 3,96 – “ausreichend” kommt. Im Norden ist Bremen die Großstadt mit der besten Bewertung und schlägt Hamburg. so landet Hamburg mit der Note 3,98 auf Rang sechs der 14 bewerteten Großstädte.

Hamburg: Zu schmale Radwege, zu viele Fahrrad-Diebstähle

Die gute Nachricht: Gegenüber der letzten Umfrage konnte sich Hamburg beim bundesweiten Fahrradklimatest um einen Platz verbessern.

“Hamburg erzielt nur marginale Fortschritte im Klimatest”, relativierte Tom Jakobi vom Vorstand des ADFC in Hamburg das Ergebnis. Schließlich empfinden erschreckende 77 Prozent der Befragten das Radfahren in der Hansestadt als gefährlich. Zum Vergleich: in Bremen, dem Sieger des Klimatests, macht es auch dank vieler Fahrradstraßen 66 Prozent Spaß Rad zu fahren. Das ist schon ein deutlicher Unterschied.

Wo Schatten ist, gibt es auch Sonne. Das öffentliche StadtRAD-Bike Sharing System bekommt die Note 2,0. Auch die vielen in Gegenrichtung befahrbaren Einbahnstraßen schneiden mit der Note 2,3 gut ab. Hamburg ist eine große Stadt, so kann die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit der Note 2,8 als nicht schlechter Wert gelten. Allerdings, die vermeintliche Sparsamkeit in der Vergangenheit in Form von viel zu schmalen Radwegen wird mit der Note 4,9, also fast eine fünf, heftig kritisiert. Über Falschparker auf Radwegen, Note 4,9, braucht man nicht diskutieren, das ist unterirdisch. Das Fahrraddiebstähle mit der Note 4,9 bewertet werden, ist auch keine Überraschung.

Alles in allem ist das keine Hochglanz Bilanz für den Anjes Tjarks (Grüne) dem Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Viele Einzelmaßnahmen werden noch nicht als positives Gesamtbild wahrgenommen. Zu schmale Radwege werden nicht über Nacht breiter und Velorouten die im Nichts enden, erhöhen auch nicht das Sicherheitsgefühl.

Wobei, eine konsequente Bekämpfung der Fahrraddiebstähle würden eine klare Priorisierung der Polizeiarbeit, sprich Law & Order, erfordern. Aber, wenn es um die Öffentliche Sicherheit geht, dann agieren Grüne mehr als zurückhaltend. Wer Fahrraddiebstähle vermindern will, muss die Hehlerstruktur wirksam zerschlagen. Doch ist dazu ein konsequenter politischer Wille vorhanden? Samthandschuhe und Leisetreterei helfen da sicher nicht.

Über den ADFC-Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. In Hamburg haben rund 4.200 Radfahrerinnen und Radfahrer bei diesem Durchgang abgestimmt. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die Stadt für die Fahrradförderung tut.