Hypnobirthing – was ist dran an der schmerzfreien Geburt?

SchwangerschaftSchwangerschaft Photo by Leandro Cesar Santana on Unsplash

Geburten werden in den Medien oft schrecklich dargestellt. Innere Blutungen, Dammschnitte und größte Qualen lassen nicht nur Schwangeren die Nackenhaare zu Berge stehen. Dass sich überhaupt noch Frauen trauen, ein neues Leben in die Welt zu setzen, scheint beinahe schon verwunderlich – und dennoch erlebt Deutschland derzeit einen regelrechten Babyboom, wie es ihn schon lange nicht mehr gegeben hat. Allein in Hamburg wurden im vergangenen Jahr über 25.000 Kinder auf die Welt gebracht.

Doch die Angst vor der Geburt und den Schmerzen bleibt. Und genau hier setzt die Grundidee des Hypnobirthing an: Entspannungs- und Meditationsübungen sollen dabei helfen, den Teufelskreis von Angst und Schmerz zu durchbrechen und eine selbstbestimmte Geburt ermöglichen.

Was ist Hypnobirthing?

Der Begriff selbst klingt zunächst einmal sehr obskur, hat jedoch nichts mit esoterischen Hypnosepraktiken zu tun. Vielmehr geht es beim Hypnobirthing darum, mithilfe von seelischer Entspannung die Geburt zu erleichtern. Dies soll durch eine Art Selbsthypnose erreicht werden, in den sich die werdende Mutter bei Einsetzen der Wehen versetzt. Dadurch ist sie deutlich lockerer und kann die Geburt meist sogar schneller und mit weniger Schmerzen durchleben. Erlernen lässt sich dies in speziellen Vorbereitungskursen, die es auch in Hamburg gibt.

Auch wenn Hypnobirthing erst durch Stars wie Jessica Alba oder Herzogin Kate richtig bekannt wurde, wird es bereits seit mehr als 25 Jahren angewandt. Als Begründerin des Hypnobirthing gilt die Amerikanerin Maria F. Mongan, die sich schon zu Beginn der 1980er-Jahre mit den Ängsten werdender Mütter auseinandergesetzt hat. Ihr Ziel war es, Frauen mithilfe einer neuen Art der Geburtsvorbereitung die Ängste zu nehmen und ihnen ein besseres Körpergefühl zu vermitteln.

Wie funktioniert die Selbsthypnose?

Die Wellen kommen und gehen, man atmet tief ein und aus, ist sich der Besonderheit des Moments bewusst und vollkommen entspannt – so oder so ähnlich könnte auch die Beschreibung eines schönen Urlaubstages am Strand klingen. In diesem Fall beschreibt es jedoch die optimale Umsetzung des Hypnobirthing. Doch wie können sich Mütter in solch einen Entspannungszustand versetzen, wenn der Körper von schmerzhaften Wehen überrollt wird? Das Zauberwort heißt in diesem Fall: Atmung.

Wie bei anderen Geburtsvorbereitungskursen auch lernen die Frauen zum einen, wie sie sich mit ihrer Atmung entspannen können, zum anderen aber auch, wie sie mit der Angst während der Geburt umzugehen haben. Auch Berührungsmassagen des Partners werden in den Kurs integriert, um eine größtmögliche Entspannung zu erlauben.

Zudem geht es beim Hypnobirthing darum, den Geburtsvorgang zu visualisieren. So kann sich die Mama beispielsweise vorstellen, dass sie sich wie eine Blütenknospe öffnet, wenn das Kind auf dem Weg ist. Ebenso wichtig ist es, dass sich Mütter die Wehen beim Hypnobirthing als “Wellen” vorstellen, die durch den Körper gleiten. Lassen sich positive Assoziationen knüpfen, kann der Körper leichter entspannen. Mit dem sinkenden Widerstand reduziert sich auch der Schmerz, die Geburt verläuft meist schneller, und auch die Babys sind weniger gestresst.

Ohne Unterstützung geht es nicht

Auch wenn sich werdende Mütter selbst in den Hypnosezustand versetzen sollen, ist es wie bei jeder anderen Geburt auch wichtig, Hilfe zu haben. Neben einem Arzt, der regelmäßig die Vitalwerte von Mutter und Kind überprüft, kann auch eine geschulte Hebamme dabei helfen, richtig zu atmen und die Entspannung herbeizuführen.

Dabei ist es für Schwangere unerlässlich, eine Hebamme zu finden, mit der sie sich wohlfühlen. Werdende Eltern sind also gut beraten, sich frühzeitig über das Thema zu informieren, damit es auch mit der Wunschhebamme klappt. Denn je sicherer sich die Mama im Kreißsaal und unter den Anwesenden fühlt, desto leichter fällt ihr die Geburt.

Schwangere, die keinen anderen Geburtsvorbereitungskurs belegen, können den Hypnobirthing-Kurs sogar anteilig von der Krankenkasse bezahlen lassen. Denn Hypnobirthing ist wissenschaftlich anerkannt und wird von vielen Hebammen als Gruppen- oder Einzelkurs angeboten. Gut vorbereitet steht einer entspannten Geburt dann nichts mehr im Wege.

Bildrechte: Leandro Cesar Santana