Sieben Prozent retten die Vielfalt

Rotes Logo Rettet die VielfaltRettet die Vielfalt Aktionslogog Bild: Vereint für die Gastro e. V.

Ein Hamburger Gastronom kämpft mit der Aktion für eine lebendige kreative und vielfältige Gastronomie: Die 7 muss bleiben! 

Man sollte sich nichts vormachen, auch wenn viele Bars, Cafés und Restaurants in Hamburg wieder gut besucht sind, die wirtschaftliche Situation vieler Gastronomien ist äußerst angespannt. In der Corona-Pandemie sind die Reserven vielen Betriebe wie Neuschnee in der Sommersonne weggeschmolzen: Hohe Rohstoffpreise, Personalengpässe, Lohnsteigerung und kleinliche zeitaufwendige Bürokratieauflagen belasten die Kalkulationen beträchtlich. Wer heute ein Restaurant führt, betreibt ein Hochrisikogeschäft und der tägliche Geschäftsbetrieb ist oft ein Ritt auf der Rasierklinge.

Kemal Üres
“Rettet die Vielfalt”. Kemal Üres kämpft für Gastrovielfalt und für die 7% Mehrwertsteuer Bildrechte: ots – Vereint für die Gastro e. V. / Daniel Rettig

Der Hamburger Gastronom Kemal Üres (u.a. La Paz in Eimsbüttel), besser bekannt als Digital Creator “Der Gastro-Flüsterer” mit über 650.000 Followern auf Instagram, fordert die 7 muss bleiben! Mit 7 sind die sieben Prozent Mehrwertsteuer gemeint, die dem ermäßigten Mehrwertsteuer auf Lebensmittel entspricht.

Vor Corona mussten Gastronomen zwei Mehrwertsteuersätze abrechnen, beim Außerhausgeschäft langte der Staat mit 7 Prozent zu. Im Restaurant selbst wurden kräftige 19 Prozent fällig. Diese Staffelung war nicht nur ein Bürokratiemonster. Sie lud auch zu Steuerverkürzungen ein und hat insbesondere die Schnellgastronomie gefördert. Kemal Üres fordert die Wiederanhebung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 einzustellen. Denn ein einheitlicher (niedriger) Steuersatz entlastet die Gastronomie entscheidet und hilft die Betriebe zu stabilisieren.

„Jetzt gilt es, mit der geballten Power von uns allen ein echtes Statement zu setzen. Warum die Aktion ausgerechnet im Hamburger Schanzenviertel? Ganz einfach: Die Vielfalt der Schanze spricht für die Vielfalt der Gastronomie. Einen besseren Platz gibt es nicht für unsere erste große, aufmerksamkeitsstarke Aktion mit der Gastronomie für die Gastronomie.“

Kemal Üres, 1. Vorsitzender von Vereint für die Gastro e.V.

Breite Unterstützung

Was gern vergessen wird sind die Zulieferer und Lieferanten. Großhändler, Küchenhersteller, Brauereien, Bauern, Winzer, die die Gastronomie mit Gütern und Dienstleistungen versorgen. Kein Wunder, dass die Aktion auch von den gewichtigen Gastro-Partnern unterstützt wird.

„Wir engagieren uns seit vielen Monaten schon alle gemeinsam für die Sache und sehen daher unsere aktive Unterstützung auch hier als wichtig.“

Dr. Martin Behle, Chief Horeca Officer Metro AG

„Wir haben ein Herz für die Vielfalt der Gastronomie. Als langjähriger Partner und Online-Marktplatz für mehr als 35.000 Restaurants in Deutschland unterstützen wir die Forderung, die 7 % Mehrwertsteuer auch für Speisen vor Ort zu erhalten. Insbesondere kleine und familiengeführte Betriebe können damit am Leben erhalten werden. 7 % bedeutet MEHR: mehr Vielfalt in der Gastronomie und mehr Genuss-Momente für Verbraucher:innen.“

Katharina Hauke, Geschäftsführung Lieferando

„Die Gastronomie ist das, was unser Land nicht nur kulinarisch lebens- und liebenswert macht. Dieses Gut und die Vielfalt müssen erhalten bleiben. Dafür braucht es gute wirtschaftliche Bedingungen. Für alle in der Wertschöpfungskette.“

Kathrin Willhardt, Geschäftsführung TransGourmet

ganz-hamburg.de meint

Heute schon sind die Hamburger City und die Einkaufsstraßen in den Bezirken im unterschiedlichen Maß durch das Einzelhandelssterben und Leerstände angeschlagen. Als Strategie gilt unter den Stadtplanern eine vielfältige lebendige lokal verwurzelte Gastronomie, um Quartiere zu beleben und lebenswert zu machen. Das geht aber nicht, wenn Bars, Cafés und Restaurants buchstäblich um ihr Überleben kämpfen. Gerade inhabergeführte Familienbetriebe haben nur geringe finanzielle Spielräume und wenig Rücklagen.

Es sei denn, man will nur noch relativ seelenlose und häufig langweilige Kettengastronomie haben, die von Flensburg bis Berchtesgaden ein häufig uninspiriertes Einheitsangebot bieten. Oder braucht die Bundesregierung wirklich jeden Steuer-Euro, um die hohen Kosten und Sozialleistungen für die ungeregelte Masseneinwanderung zu finanzieren? Wenn ja, dann sollte es die Politik auch klar und ehrlich kommunizieren.