Aufruf zum Mitmachen gestartet: Große Danke-Aktion während der Corona-Krise für die Helden des Alltags. Köche machen das, was sie können: Gut kochen, Ideen haben und schnell handeln.
von Angelika Fischer
Aufgrund der Corona-Krise mussten die Restaurants in Hamburg ohne jede Vorlaufzeit schließen, und viele ihrer Lebensmittel drohen zu verderben. Mehrere Gastronomen haben aus dieser Not nun eine Tugend gemacht und eine große Danke-Aktion für die „Helden des Alltags“ gestartet: Sie kochen für die Mitarbeiter/innen von Supermärkten und Drogerien, die Tag für Tag dort Waren in die Regale nachfüllen, an der Kasse sitzen und die Versorgung der Hamburger aufrechterhalten, sowie für Ärzte, Pfleger und Feuerwehrleute – und das natürlich kostenlos!
„Diejenigen, die gerade sehr wenig Zeit haben, sollen trotzdem eine gute Mahlzeit bekommen”,
sagt Gastronom Fabio Haebel, Betreiber des Restaurants „Haebel” in der Paul-Roosen-Straße. Er hat zusammen mit befreundeten Gastronomen wie Tim Mälzer und Patrick Rüther von der „Bullerei“, den Inhabern von „Salt&Silver“, der „Kitchen Guerilla“ sowie weiteren Kollegen die Aktion ins Leben gerufen.
Am 20. März, wurden die ersten 300 Portionen gekocht, die am späten Nachmittag in verschließbaren Gläsern an die Mitarbeiter/innen der umliegenden Supermärkte und Drogerien wie zum Beispiel die Budni-Filiale in der Clemens-Schultz-Straße ausgeliefert wurden.
Fabio Haebel bereitete als erste Gerichte Hühnerfrikassee und eine Minestrone zu. Er hatte von Gastronom Dirk Block, der das “Soho Chicken” im Stadtteil Hoheluft betreibt und ebenfalls schließen musste, große Mengen an Hühnerfleisch bekommen, die dieser nicht mehr selbst verarbeiten konnte.
Haebel betont:
„Wir nehmen niemandem – beispielsweise den Tafeln – etwas weg, sondern nutzen nur Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet wären.”
In den kommenden Tagen und Wochen soll die Aktion „Kochen für Helden des Alltags” noch größer werden und jeder Gastronom, der sich beteiligen möchte, ist willkommen. Die Idee, so Haebel, stammt ursprünglich aus Berlin, wo Restaurantbetreiber Max Strohe bereits eine große Danke-Aktion gestartet hat.
Ursprünglich wollte Haebel in Hamburg nur mit ein paar befreundeten Köchen für Ärzte, Pfleger, Supermarkt- und Drogeriemitarbeiter kochen.
Doch nun wird das Ganze größer
Alle Hamburger Gastronomen können mitmachen. Auch die Polizeistation um die Ecke oder Sanitäter, die im Dauereinsatz sind, könnten beliefert werden. „Wir haben Zeit und jede Menge Lebensmittel”, sagt Haebel.
Die Firma „Frischepost” stellt die verschließbaren Gläser, in denen sonst Joghurt und ähnliches ausgeliefert wird. Die werden nach der Nutzung in den Filialen der Märkte eingesammelt und später wiederverwendet. 750 Milliliter Speisen passen da hinein – das reicht nicht nur für die Person, die gerade außer Haus im Einsatz ist, sondern auch für einen Partner zu Hause.
Zum Start der Aktion wurden erst einmal 150 Gläser ausgeliefert. Den Transport hat die Firma „Hansataxi“ kostenlos übernommen.
„Wir Gastronomen kochen gerade – mit dem nötigen Abstand zueinander und unter Beachtung der Desinfektionsvorschriften – unsere Kühlhäuser leer. Zusätzlich stellen unsere Großmärkte und Lieferanten uns gratis große Mengen an angestauter Ware zur Verfügung. Wir kochen also mit der Bazooka, und erste Kooperationen mit Ärztehäusern und Krankenhäusern laufen bereits.”
Fabio Haebel
In naher Zukunft soll das Ganze noch viel größer werden: Ab sofort können Gastronomen, die sich beteiligen wollen, im Frischeparadies an der Großen Elbstraße sowie bei der Metro Waren abholen, die sonst zu verderben drohen.
Rund 50 Restaurantbetreiber haben sich bereits gemeldet, weil sie mitmachen wollen. Wer sich als Gastronom an der Aktion beteiligen möchte oder als Lieferant Lebensmittel zur Verfügung stellen kann, wende sich bitte per Mail an eat@haebel.hamburg oder because@thisisXo.de oder chef@kitchenguerilla.com.
Wie dankbar die Beschenkten sind, zeigt als Beispiel die Reaktion der Budnianer:
„Wir bei Budni, und ich auch ganz persönlich, sind tief bewegt von dieser Aktion”, so Budni-Geschäftsführer Christoph Wöhlke gegenüber der Hamburger Tagespresse. „Es ist sehr berührend, dass Menschen, deren eigene Existenz gerade auf dem Spiel steht, in dieser Situation an andere denken und ein so starkes und selbstloses Symbol der Solidarität setzen.”