Productmate Hamburg: Online entdecken, um die Ecke kaufen

Drei Hamburger haben ein Start up gegründet das die verborgenen Einzelhandelsperlen sichtbar macht

Heute schon für viele selbstverständlich, bevor man sich in Läden umschaut sucht man die stylische Sneaker aus dem Lifestyle-Magazin, handgefertigte Möbel oder außergewöhnliche Schmuckstücke im Web via Google. Allerdings, Shopping im Web ist nicht ganz problemlos, viele Shops sind immer noch einfach schlecht programmiert, Produktbeschreibungen fallen oberflächig oder wenig informativ aus und etliche Onlineshops sind nicht gerade vertrauenswürdig. Vom Objekt der Begierde trennen einen zudem noch lange Lieferzeiten, manchmal hohe Versandgebühren und wenn in Übersee bestellt eventuell sogar ein ganz problemloser Besuch beim Zoll. Ich rede gar nicht davon, wie vertrauenswürdig Anbieter in China, Thailand oder in den Golfstaaten sind.

Productmate macht es lokal

Dabei ist ein individuelles Produkt meist ganz nah und statt Datenmeilen im World Wide Web nur ein paar Häuser blocks entfernt bzw. in einem anderen Stadtviertel. Um Kunden zu helfen, das Besondere in ihrer Nähe zu finden, haben die drei junge Hamburger Unternehmer Benedict Sebesta, Moritz Held und Matthias Rickertsen, die Plattform „Productmate gegründet. Ihre Idee, ein virtuelles Schaufenster, das die Vorteile der digitalen Welt auf den lokalen Einzelhandel überträgt und Bedürfnisse weckt.

Wir wollen ein Katalysator für regionale Kreativität und Vielfalt sein. Wer zum Beispiel eine schöne Ledertasche kaufen möchte, sucht danach heute nicht mehr in den Läden und Manufakturen im eigenen Viertel, sondern begibt sich blindlings in das Angebot-Labyrinth des Internets“, sagt Moritz Held (Gründer und Geschäftsführer von Productmate).

Gerade Hamburg hat abseits der bekannten Shoppingmeilen und Einkaufscenter mit ihren austauschbaren Angebot eine vielfältige, kreative, engagierte und ausgefallene Shoppingszene. Das Problem, viele Läden haben Geheimtipp-Status und sind kaum in der Stadt bekannt, denn für große Werbekampagnen haben sie keine Budgets. Viele Hamburger kennen kaum diese verborgenen Shopping-Perlen, die in Seitenstraßen der Stadtviertel glänzen. Productmate will das verändern: regionale Händler, überregionale Sichtbarkeit.

„Wir machen die feinen Dinge im Stadtviertel online sichtbar“, ergänzt Moritz Held. „die Verbindung des bevorzugten Endgeräts, dem Computer, Smartphone oder Tablet, mit der Produktvielfalt im Radius der eigenen Haustür, ermöglicht die reale Umsetzung des Online-Versprechens „Same day delivery“. Unsere Nutzer suchen beispielsweise ein besonderes Geschenk. Dazu nutzen sie die Mittagspause bei der Arbeit am PC. Auf Productmate stöbern sie in den virtuellen Schaufenstern einzigartiger Geschäfte oder Manufakturen. Über eine Routenbeschreibung ist dann nach Feierabend noch am selben Tag der Erwerb des gefundenen Geschenks möglich. Ein Onlineshop kann das nicht leisten: Weder Bedürfnisse zu wecken, noch diese in diesem Tempo zu befriedigen.“

Die Idee von Productmate scheint zu funktionieren. Eine derzeit durchschnittliche Verweildauer auf der Seite von drei Minuten ist kein schlechter Wert für ein Portal dieser Art.

„Wir nehmen die Nutzer mit auf eine Reise und machen Lust auf Möbel, Kleidung, Wohn-Accessoires oder Schmuck, die sie vorher mit Sicherheit noch nicht auf dem Zettel hatten. Während man in einem großen Online-Versandhandel nur etwas sucht und wenn man es nicht findet, die Seite verlässt, sind unsere Online-Schaufenster bedarfsweckend aufgebaut. Wir regen nicht nur zum lokalen Kauf an, sondern bieten die Möglichkeit sich von dem Lebensgefühl der inhabergeführten Geschäfte und Manufakturen in einer bestimmten Stadt inspirieren zu lassen.“

Productmate

Productmate Ansicht auf dem Tablet

Productmate wählt Läden individuell aus

Die Einzelhandels-Partner werden von Sebesta, Held und Rickertsen mit Liebe zum Detail ausgewählt: Hochwertiges Design, gute Verarbeitung und Stil sind ihnen wichtig. Interaktion und Impulsgabe als Gegenentwurf zum monotonen Massenangebot ist das Ziel der drei Gründer, die sich auch bereits aus Schul- und Studienzeiten kennen.  In der gemeinsam verbrachten Jugend waren sie nicht nur beim Hockey ein gutes Team, sondern waren auch gern in ihrem Viertel Eppendorf unterwegs.

Während des Studiums entwickelten die Jungs die Idee zu Productmate. Sie sind mit der Auto durch die Straßen gefahren und haben die Geschäfte abfotografiert. Benedict Sebesta,der selbst großer Fan von Online-Marktplätzen wie Etsy und dawanda ist, merkte schnell das Bedarf für das neue Konzept vorhanden ist. Der Handel hat teilweise mit nachhaltigen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen, Nachfrage ist ins Web abgewandert und die Mieten werden auch nicht gerade gesenkt. Da sind neue Kunden, sprich mehr Umsatz, willkommen.

Bis jetzt haben sich rund 300 Einzelhändler, Manufakturen und Concept Stores aus ganz Deutschland für ein „digitales Schaufenster“ bei Productmate entschieden. Aus Hamburg sind z.B. Oschätzen im ABC-Viertel, Julia Vahjen – feine Kleider aus St. Georg, Schrader Beschläge aus dem Grindelviertel und Kummerfelder Heimatsenf bei Delikat St. Pauli dabei.

Aktuell beschäftigen die drei Gründer fünf Mitarbeiter. Diese sind vorrangig damit beschäftigt die technischen Voraussetzungen zu optimieren, denn bis Ende dieses Jahres hat sich Productmate vorgenommen den 400. Einzelhändler ins Boot zu holen. In 2016 sollen dann neben Hamburg, Berlin und Düsseldorf, virtuelle Schaufenster für die Metropolen München und Köln folgen. Der Blick schweift schon über Deutschland hinaus. Im Vizier haben sie Gründer Skandinavien und das Baltikum: Riga, Vilnius, Stockholm und Kopenhagen sind Vorreiter im Bereich Design.