Vorsichtiger Optimismus in der Hamburger Hotellerie – Enrico Ungermann, Direktor Empire Riverside und Hotel Hafen Hamburg, zieht Bilanz.
Die Übernachtungsraten der ersten Jahreshälfte 2022 lassen die Hotellerie in Hamburg Luft holen: Jüngsten Zahlen des Statistikamts Nord zufolge, herrscht seit Jahresbeginn 2022 ein starker Aufwärtstrend, und das Reisevolumen in Hamburg hat nahezu das Vor-Corona-Niveau erreicht. Am Hafen, in der City und vielen Touristenattraktionen ist schon wieder fix was los.
So konnte im Mai mit 1.393.147 Übernachtungen bei einer durchschnittlichen Verweildauer von zwei Nächten an die hohen Übernachtungszahlen von 2019 mit 1.396.583 Buchungen angeknüpft werden. Trotz der positiven Entwicklungen ist eine verlässliche Prognose für das zweite Halbjahr nur schwer zu treffen – Fachkräftemangel, steigende Energiekosten sowie die Gefahr neuer Corona-Maßnahmen in der kalten Jahreszeit stellen die Branche vor weitere Herausforderungen.

Enrico Ungermann, Direktor des Traditionshauses Hotel Hafen Hamburg sowie des Design- Hotels Empire Riverside, zeigt sich dennoch vorsichtig optimistisch:
„Das Jahr 2022 startete für uns durchwachsen und war noch immer stark durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie deren Reglementierungen geprägt, und die Hotellerie hat im Hinblick auf die Personalsituation am Markt immer noch stark zu kämpfen. Insgesamt hat die Hotelbranche seit der Aufhebung der strengen Corona-Maßnahmen jedoch an Optimismus zurückgewonnen.“

Wie er weiter erläutert, waren die Auslastungszahlen für das erste Halbjahr insgesamt noch nicht auf dem vergleichbaren Niveau von 2019:
„Bis zum Ende des zweiten Quartals lagen die durchschnittlichen Raten des Hotels Hafen Hamburg bei rund 66 Prozent und im Empire Riverside Hotel bei rund 70 Prozent. Seit April konnten wir jedoch eine konstant steigende Gästenachfrage für beide Hotels verzeichnen, welche ungebremst bis heute anhält. Im Vergleich zum Jahresbeginn lässt sich bei Betrachtung der Durchschnittsraten dokumentieren, dass wir mittlerweile in beiden Häusern eine Erhöhung im zweistelligen Bereich erzielt haben.“

Herausforderung Team Bulding und Integration
Eine der größten Herausforderungen habe darin bestanden, die Teams nach den langen Einschränkungen wieder zurückzuführen und zeitgleich neue Mitarbeiter/innen zu integrieren. Hinzu gekommen seien neue Konzeptlinien im gastronomischen Bereich wie die Renovierung des Restaurants „Port“ und die damit verbundene neue Ausrichtung der Menükarten. Gleiche Neuerungen fanden auch im
Restaurant „Waterkant“ und der „David’s Bar“ statt.
„Ein neues Konzept lässt sich jedoch nur dann erfolgreich umsetzen, wenn es von den Mitarbeiter/innen auch gelebt wird“, so Ungermann. „Demzufolge war es uns eine Herzensangelegenheit, dass wir auch ihnen im Gegenzug zu ihrem Engagement etwas zurückgeben. So haben wir im gleichen Atemzug das Personalrestaurant neu designt und auf ein qualitativ höheres Level gesetzt. Parallel haben wir Schulungen und Weiterbildungen angeboten, um unsere Teams laufend in die Änderungsprozesse einzubinden. Erfreulich ist zudem, dass wir anlässlich des Ausbildungsstarts im August gleich sieben neue Mitarbeiter/innen in der Verwaltung und in der Gastronomie bei uns begrüßen durften.“
Messe-, Tagungs-, Seminar und Incentive-Gäste sind die große Unbekannte
Mit Blick auf die weitere Zukunft äußerte sich Ungermann vorsichtig optimistisch:
„Wir hoffen, dass sowohl der Corporate-Bereich als auch das MICE-Segment (MICE = Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions) weiterhin Bestand haben und wachsen werden und es nicht zu erneuten Einbrüchen oder starken Rückgängen kommt – sei es durch erneute Corona-Beschränkungen oder als Folge der Rezession.“
Es sei daher zu hoffen, dass die allgemein herrschende Unsicherheit in Deutschland nicht weiter zunehme und sich erneut negativ auf das Reiseverhalten der Menschen auswirke.
„Einen nächsten Lockdown würde die Hospitality-Branche nicht verkraften. Trotz des aktuellen Hochgefühls werden Herbst und Winter von weiteren Herausforderungen geprägt sein. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir aus den Erfahrungen der Vorjahre routinierter und gefestigter mit den entsprechenden Anforderungen umgehen können.“
Enrico Ungermann