Kursverluste von Bitcoin, Ether & Co. – rote Karte für Glücksritter

Gelber Kafferbecher mit Aufschrift Bitcoin Millionaire und Bitcoin LogoBitcoin Kaffeebecher Foto von Alesia Kozik von Pexels

Hereinspaziert und willkommen im Bärenmarkt. Jetzt zeigt sich wer kurze Hosen hat.

Je wilder die Party, desto größer der Katzenjammer und Kater am Morgen danach. Für kräftig Party hatten die Zentralbanken weltweit gesorgt und seit fast einem Jahrzehnt unkontrolliert Geld gedruckt und es mit Verve unters Finanzvolk gebracht. Besonders neunmalkluge Volkswirte haben dafür flugs die Modern Monetary Theory aufgestellt und einen theoretischen Unterbau geliefert. Die Folgen waren nur nicht nur eine beispielslose Vermögensinflation und ein Börsenboom, der sich immer mehr von der Realwirtschaft entfernte und viele Zombiekonzerne, in die nur Dank ‘Money for nothing’ Kredite lebensfähig waren. Sprach man früher eher verächtlich von einer Dienstmädchen-Haussee, könnte man es heute Notenbank-Haussee nennen. Wer darauf hinwies, dass ungebremste Geldschöpfung irgendwann in die Realwirtschaft durchschlagen und sehr negative Folgen haben würde, wurde als Ewiggestriger oder Außenseiter ausgebremst.

Gefahr drohe nicht, denn die Marktteilnehmer preisten die Risiken ein. So etwas wie die Subprimekrise oder die Lehmann-Pleite könne gar nicht passieren. Dann kam die Corona-Pandemie, die Warenproduktion sank weltweit und die Lieferketten brachten teilweise zusammen. Es zeigte sich kaum ein Unternehmen war darauf vorbereitet und schlimmer noch, die angeschlagenen Volkwirtschaften Südeuropas waren keineswegs wirklich saniert worden.

Mit dem billigen Geld hatte man die Löcher im Haushalt geschlossen und harte Strukturreformen auf die lange Bank geschoben. Unter der Kanzlerschaft von Angela Merkel sank die tatsächliche Investitionsquote immer mehr, in der Digitalisierung liegt Deutschland rund 10 Jahre zurück und die Infrastruktur ist schwer angeschlagen, denn wichtige und international vereinbarte Projekte wurden aus politischen Gründen nicht angepackt. Die sogenannte Energiewende hat Strom zu einem Luxusgut gemacht und Deutschland in die Abhängigkeit von russischem Gas getrieben.

Aktueller Status der deutschen Volkswirtschaft:
Ein neuer Porsche hat Bremsen eines Käfers von 1972

Das Hauptargument für Krypto-Währungen ist die Staatsfreiheit und die Nichtmanipulierbarkeit durch Notenbanken. So weit so gut, doch der beispiellose Kursanstieg von Bitcoin oder Ether lag auch daran, das mit Fiat-Geld bestens versorgte Glücksritter in den Markt eingestiegen sind und kein Kursfeuerwerk, dass ein Strohfeuer war, abgebrannt haben.

Party isch over

Ganz ungewollt hat Putins verbrecherischen Ukraine Krieg die Party gecrasht. Die Inflation, wer im letzten Jahr auf die Risiken hinwies wurde als pessimistischer Außenseiter in den Medien abgekanzelt, kam mit Macht zurück. Als Folge sanken die Kurse an den Aktienbörsen. Berliner Start ups zittern, wenn Finanzierungsrunden anstehen. Die Bewertung des schwedischen Start ups und Finechs Klarna sank innerhalb eines Jahres von 40 Mrd. auf 15 Mrd. Euro. Die Glücksritter, die auf schnellen Profit gesetzt haben, verlieren die Nerven oder müssen Position glatt stellen. Oder sie sammeln jetzt die Pfandflaschen vom Fest ein.

Die Medien tragen auch eine Mitschuld. Die leichtsinnige Geldpolitik der Zentralbanken wurde nur in seltenen Fällen kritisch begleitet. Kritiker wurden fast systematisch ausgegrenzt. Es war fast so als ob die Spin-Doktoren der Zentralbanken die Wirtschaftsredaktionen geleitet haben.

Die Bären sind im Bitcoin und Krypto-Markt los

Eine Folge, der Preisverfall auf dem ungeregelten Krypto-Markt kennt scheinbar keine Haltelinie. Samstag ist der Bitcoin zweistellig auf 18.860 US-Dollar eingebrochen. Damit steht er auf einem Stand vor eineinhalb Jahren. Ein Hedgefond spricht öffentlich von einem Notverkauf.

Der Kurs von Ether, die Krypto Nummer zwei, sank unter die psychologische 1.000-US-Dollar Schwelle. Lag im November 2021 das gesamte Krypto-Marktvolumen noch bei ca. drei Billionen US-Dollar. Liegt es aller laut der Plattform Coinmarketcap aktuell bei 832 Milliarden US-Dollar. Damit sind mehr als zwei Drittel der Marktkapitalisierung verloren gegangen.

Stablecoins haben sich als Instable geoutet

Ein Auslöser war auch der Kollaps des angeblichen Stablecoins TerraUSD. Die Kurse der sogenannten Stablecoins sind an andere Werte wie den US-Dollar oder Gold gebunden. Die hohe Volatilität des Bitcoin oder von Ethereum sollte so eingegrenzt werden. Doch als Investoren das Vertrauen in den Luna verloren, funktionierte keine Sicherung beim TerraUSD mehr.

Hedgefond erwägt Notverkauf

Anfang dieser Woche hatten dann die Turbulenzen um die Kryptofirma Celsius Network den Verkaufsdruck am Krypto-Markt verstärkt. Der Bitcoin-Verleiher Celsius hat wegen ‘extremer Marktbedingungen’ Abhebungen und Überweisungen ausgesetzt. Mit anderen Worten: Celsius-Kunden war zeitweise der Zugang zu ihren Geldern verwehrt. Angesichts des starken Preisverfalls kündigen Krypto-Firmen wie Coinbase, Gemini und BlockFi Massenentlassungen an.

Die drastische Zinserhöhung der US-Notenbank Fed ist nichts anderes als eine abrupte Wende, denn weltweit ist die Inflation außer Kontrolle. Riskante Krypto-Spekulationen werden durch die entschlossene Zinswende sofortbelastet. Denn, es gibt keine laufenden Erträge abwerfen.

Dazu kommt, die Infrastruktur der digitalen Handelsplattformen sind scheinbar nur für schönes Wetter konstruiert. Ein rauer Marktwind und schon gibt es große Schwierigkeiten so mussten einige Dienstleister die Notbremse ziehen und Abhebungen für Stunden aussetzen.

Wie geht es mit Bitcoin & Co. weiter`?

Viele Investoren und Marktteilnehmer kennen Bärenmärkte nur aus Lehrbüchern. Ein Bärenmarkt ist die Stunde der Wahrheit: ‘Separates boys from men’. Fakt ist, die Jungs in kurzen Hosen zahlen kräftig Lehrgeld und mit einem neuen Porsche zum Jahresende ist erstmal nichts.

Jetzt gilt es als Anleger sein Pulver trocken zu halten. Gewinnbringende Positionen sollten aufgelöst werden. Nur bares ist zur Zeit wahres. Dann, wenn der Zeitpunkt günstig ist, wieder einzusteigen. Bärenmärkte sind die Basis für hohe Börsengewinne. Allerdings, nur wer mit kühlem Kopf den Markt verfolgt, nicht aus Stimmungen heraus kauft oder verkauft und die Nerven behält. Als Anleger sollte man von gut 14 Monaten Bärenmarkt ausgehen.

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