Der ikonische Geesthof am Besenbinderhof unweit des Hauptbahnhofes gehört zu Hamburgs wichtigsten Bürobauten der Zwischenkriegszeit und manifestiert den Aufbruch in die Moderne. Das hundert Jahre alte Gebäude wurde aufwändig saniert, die Räume wurden neu aufgeteilt und bautechnisch fit für die Zukunft gemacht. Jetzt hat das Hamburger Bürovermietungsteam von Cushman & Wakefield (C&W) einen ersten Mieter für den Geesthof gefunden. Eine E-Learning Plattform hat einen sechsjährigen Mietvertrag über 1.900 Büro- und Nebenflächen abgeschlossen. Eigentümerin des Objekts in der Hansestadt ist die alstria office REIT-AG aus Hamburg.
„Der Bürovermietungsmarkt in Hamburg erholt sich weiter. Hochwertige Flächen in individuellen und zentral gelegenen Objekten wie dem 1927 errichteten ‚Geesthof‘, der Elemente von Expressionismus und Jugendstil vereint, sind dabei besonders gefragt.“
Tobias D. Scharf, Head of Office Agency Hamburg von C&W
Über den Geesthof
Der Geesthof in Hamburg an der Kurt-Schuhmacher-Allee unweit des Hauptbahnhofes brach bewusst mit den Bautraditionen des Kaiserreiches. Das moderne Bürohaus mit Klinkerfassade und in Stahlbetonbauweise wurde vor hundert Jahren im Jahr 1921 vom Architekten Hermann Höger für das Hamburger Gesundheitsamt entworfen.
Es war keine einfache Zeit. Nach dem verlorenen Krieg war die Wirtschaft zerrüttet, politische und soziale Unruhen waren an der Tagesordnung. Eine der Folgen des Krieges, es herrschte schon eine deutliche Inflation, die die Wirtschaft destabilisierte. Im Jahr 1921 wies die Mark nur noch ein Hundertstel des Vorkriegswertes auf. Weite Teile des Hamburger Bürgertums hatten ihre Sparguthaben verloren und die Schuldverschreibungen und Kriegsanleihen des Deutschen Reiches waren wertlos. Hamburg bekam Anfang Januar 1921 eine neue demokratische Verfassung. Die SPD regierte die Stadt und stand vor sehr vielen Problemen.
Moderne Gesundheitspolitik war der SPD ein sehr wichtiges Anliegen, denn die Lebensbedingungen, die Arzt- und Gesundheitsversorgung für breite Teile der Gesellschaft (Arbeiter, Dienstpersonal, kleine Angestellte und Beamte) war schlecht. Die Wohnbedingungen in Arbeiterquartieren wie z.B. dem Gängeviertel waren katastrophal. Die Kinder- und Säuglingssterblichkeit war hoch.
So war der Bau eines so modernen Bürogebäudes für die Gesundheitsbehörde ein Zeichen für Fortschritt, die Demokratie und ein Symbol für eine Zeitenwende. Fertiggestellt wurde das Gebäude 1927. Mit seiner noch vom Expressionismus und Jugendstil beeinflussten Fassade, allerdings mit deutlich weniger Fassadenschmuck als z.B. beim Chilehaus, markiert der Geesthof den Übergang zur neuen Sachlichkeit mit ihren glatten, eleganten und häufig auch geschwungenen Klinkerfassaden.
Die alliierten Bombenangriffe haben 1943 das Bürogebäude zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaues nach dem Krieg fügte man 1950 ein Voll- und Staffelgeschoss hinzu. Denn Büroraum war in der Nachkriegszeit sehr knapp. Nach der Sanierung prägen effiziente Open-Space Konzepte, ruhige Zellenstrukturen oder Kombibüros die Raumnutzung.