Auch das noch: Talfahrt an den Börsen erfordert kühlen Kopf

Börsenkurs in einer ZeitungBörsen-Hype oder Panik? Photo by Markus Spiske on Unsplash

Bekanntlich hat die Börse ein schlechtes Gedächtnis und zu 93% beschäftigen sich Börsianer, Trader und Anleger mit der Zukunft. Das ist natürlich, denn was nutzt ein Gewinn von gestern, wenn es heute vielleicht plus/minus Null ist und zukünftig Verluste drohen. In der Regel funktioniert die Strategie. Aber eben nur in der Regel und der Ukraine Krieg hat sich zwar angekündigt, nur wurde er als nicht wahrscheinlich eingeschätzt. Das berühmte ‘Einpreisen’ in die Kurse funktioniert nicht immer.

Schaut man auf die Charts, dann kennen fast alle Assets nur die Richtung nach unten.

Die Kursentwicklung hält sich auch nicht an Börsenregeln.

Gold, das immer zuerst genannt wird, wenn es um defensive und Krisenanlagen geht, hat im Monatsrückblich ein Minus von 3% zu verezichnen. Doch noch heftiger sind andere Assets betroffen:

  • DAX: -5,5%
  • S&P: -10%
  • Silber:-10,9%
  • Bitcoin: -27,5%

Die Krypto-Szene, hier sind viele junge und wenig krisenerfahrene Anleger, horcht auf. Denn das Narrativ, dass der Bitcoin eine stabile Krisenwährung ist, hat den aktuellen Lackmustest nicht bestanden und ist momentan eher digitales Blech als Gold.

Doch, was sind die Gründe?

Nach der Auffassung von Marktbeobachtern haben zu dem Kursrückgang drei Hauptfaktoren und ein Megatrend geführt.

Die Phase der zunehmenden Globalisierung neigt sich dem Ende zu. Schon die aggressive Handelspolitik von Donald Trump hat zu einer Trendumkehr geführt. Viele Analysten haben die gegenseitige Abhängigkeit unterschätzt. Die Stabilität der Lieferketten und hohe Warenverfügbarkeit wurde überschätzt. Dazu kommt die Regulierungswut des Staates, der Unternehmen zwingt immer mehr kostspielige in Compliance Prüfungen aller Art und Zertifizierungen durchzuführen. Das bindet hohe Managementkapazitäten.

Zum perfekten Sturm trugen drei Hauptfaktoren bei:

  • Durch den Coroan-Lockdown kam es zu massiven Lieferengpässen und Logistikketten brachen zusammen
  • Die ständige Geldmengenausweitung ist von der Vermögensinflation in der realen Warenwelt angekommen. Die Notenbanken geraten massiv unter Druck und steuern mit einer Geldmengenreduzierung gegen.
  • Der Ukraine-Krieg bewirkt nicht nur geopolitische Risiken und die Energiekosten explodieren. Noch mehr Logistikketten verlieren ihre Leistungsfähigkeit. Die Getreideversorgung gerade in großen Ländern des globalen Südens ist akut gefährdet und es drohen Hungersnöte.

Zusammen ist das kein Treibstoff sondern eine gewaltige Bremse. Ein Blick nach vorn zeigt, weiterhin ist mit schwerem Wetter aufgrund der Verwerfungen in den Finanzmärkten zu rechnen. Der Boom der letzten Jahre wurde stark von den Privatanlegern getragen. Aktuell sind viele verunsichert und suchen nach Alternativen zu Kryptowährungen, Gold und auch Aktien suchen. Das zeigt eine Analyse von Google Suchmaschinenanfragen. Sahen vor zwei Jahren Anleger noch die Chance, sehen sie heute Risiko und suchen Sicherheit, bei einigen, die besonders gewagt investiert haben, kommen sicher auch schon erste Anzeichen von Angst hinzu.

Sehr stürmisch

Sturmwarnung herrscht im Krypto-Markt. Die Marktstimmung, die der Fear & Greed Index einschätzt, ist schlecht. Der Index steht bei 11 Punkten („extreme Furcht“). Also sehr weit vom dem Maximalwert von 100 („sehr große Euphorie) entfernt. Wobei, man sollte sich nicht anstecken lassen. Langfristig spricht einiges für Krypto-Währungen, denn die Akzeptanz steigt.

In letzter Zeit haben professionelle institutionelle Anleger Krypto-Währungen ins Portfolio aufgenommen. Jetzt lösen sie Krypto- und Tech-Aktien-Positionen auf um Gewinne zu realisieren und zukünftige Risiken zu minimieren.

Erfahrungsgemäß sind solche Marktsituation die Stunde von risikobereiten Tradern, die kaltblütig handeln. Börsenabschwünge sind aber auch immer die Chance zu interessanten Kursen einzusteigen. Allerdings, übermäßiger Optimismus und Wunschdenken sind ganz schlechte Ratgeber. Man sollte genau überlegen, welche Positionen man mit dem Ziel der Gewinnmitnahme auflöst. So hat man genug Kapital um wieder in den Markt einzusteigen, wenn es interessante Kaufsignale gibt.

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