Die Hamburger Holsten Brauerei AG war bis zu ihrem Verkauf (2004) an den dänischen Braukonzern Carlsberg A/S der wichtigste Player im norddeutschen Biermarkt. Die Holsten-Erfolgsformel war ziemlich einfach, aber wirkungsvoll:
- Ein großer Ausstoß verbunden mit der Kostenführerschaft. Das schuf finanzielle Spielräume und in die Markenwerbung wurden vergleichsweise hohe Etats investiert. Bevorzugt wurde reichweitestarke TV- und Radiowerbung. Der Mediamix vieler Brauereien war ‚Old School‘ (Print – Tageszeitung, Magazine – und Plakat) und war bei weitem nicht so impactstark und aktiviert.
- Modernes Marketing: Die frühzeitige Einführung von fundierten Markenartikel-orientierten Marketingstrategien. Viele Brauereien setzten noch bis in die 1970er und 80er Jahre noch auf erratische Reklame. Damit verbunden war, die Holsten Brauerei war ein Pionier des professionellen Sponsorings, das gezielt eingesetzt wurde.
- Der Vertrieb genoss hohen Stellenwert. Die Vertriebsstrategie wurde konsequent auf den stetig wachsenden Vertriebsweg Lebensmitteleinzelhandel (Supermärkte, Getränkemärkte, Tankstellen) ausgerichtet. Entsprechend wurde der Außendienst strategisch auf diese Kunden fokussiert. Im Marketing wurden spezielle Verkaufsförderungs- und POS-Aktionen konzipiert und professionell entwickelt. Holsten Verkäufer hatten das Image im Markt sehr professionell und motiviert zu sein. Sie galten als gute engagierte Ansprechpartner im Handel.
- Die Brauerei war insbesondere ein Dosenbier-Pionier, insbesondere die Holsten Pilsener Halbliterdose – die Kultcharakter damals hatte. Dass Mr. Dosenpfand Jürgen Trettin (Grüne/Ex Umweltmininster) von den Grünen das nicht wirklich gut fand, war eine andere Sache. Spöttisch könnte man fragen, was fand der Ex-Maoist Trettin wirklich gut? Das Dosenbier war ursprünglich ein ‚Kind‘ des Exportgeschäftes und diffundierte in den Deutschen Biermarkt. Der Handel forcierte die Dose als Gebinde, da es viel einfacher im Handling war (der Warenumschlag ging schneller, der arbeitsintensive Pfandrücklauf entfiel). Der Vorteil für den Verbraucher, die Dose war bequem, leicht und konsumfreundlich. Auch die Mindesthaltbarkeit der Dose ist länger.
Als Marktführer ist man zugleich das beliebteste Bier Norddeutschland. Ganz zwanglos entstanden viele Sprüche, Reime und Kneipenverse am Tresen, die zwar die Verbundenheit zur Marke ausdrückten. Aber im offiziellen Marketing der Brauerei nicht so gern gehört wurden.
Trivia – Holsten-Sprüche und Theken-Zitate
Holsten hat als Marke seine Kunden, die Biertrinker Norddeutschlands, nicht kaltgelassen. So ist es kein Wunder, das viele triviale Sprüche viral entstanden sind. Bekanntlich ist der norddeutsche Humor nicht nur direkt, sondern auch nüchtern und recht direkt.
- Holsten knallt am dollsten.
- Holsten Edel heißt mein Mädel.
- Holsten knallt in‘ Schädel.
- Holsten Edel sprengt den Schädel
- Auf Edel & Ewig (Holsten Edel)
- Holsten Edel sei der Mensch & gut!
- Edel ist Trumpf!
- Ein Leben ohne Holsten ist möglich, aber sinnlos
- Die Treppe rauf auf allen vier – Holsten-Edel, welch ein Bier.
- Hopihalido (Holsten Pilsener Halbe-Liter-Dose)
- Songs von Lotto King Karl und Illegal 2001: ‚Dosenbier macht schlau‘
Die offiziellen Werbeslogans der Holsten Brauerei
Die Slogans wurden teilweise nur auf Werbemitteln: Wie Gaststättenwerbung, Gläser/Krüge, Bierdeckel, Werbeschilder eingesetzt. Holsten hatte als Marke nie ein Premium Image, sondern galt als populäre volkstümliche Marke.
Marke | Slogan | Zeitraum | Werbeagentur |
---|---|---|---|
Wochenend mit Holsten Bier | 1930er | ||
.. in jeder Lage – HOLSTEN BIER | 1950er/1960er | ||
schmeck jedem und zu jeder Zeit | 1960er | ||
– Die Nummer eins im Norden – Im Norden Nr. 1 | 1970 -80er | Oertzen, Olsen, Dr. Plesse & Partner, Hamburg; ‚die Nummer eins im Norden‘ entfiel aus wettbewerbsrechtlichen Gründen | |
HOLSTEN und kein anderes | 1980er | Markenwerbung International (MWI), Hamburg | |
Holsten Pilsener | – | 1983 | JWT Hamburg |
Holsten | Ein packendes Bier. | 1990 | |
Holsten | Die helle Freude. | 1994 | |
Holsten | Auf die Freundschaft. | 2003 | |
Holsten | Auf uns, Männer. | 2005 | Scholz & Friends Hamburg |
Holsten | Ecken. Kanten. Holsten. | 2012 | Philipp und Keuntje, Hamburg |
Holsten | Auf das, was bleibt. | 2021 | Philipp und Keuntje, Hamburg |