Die Heimatschutzkompanie Hamburg: Mehr als nur eine Urkunde und ein Name

Heimatschutzkompanie Hamburg Urkunden ÜbergabeUrkundenübergabe an die Heimatschutzkompanie Hamburg (c) Bundeswehr


Heimatschutzkompanie Hamburg“: So steht es auf der Urkunde, die dem Kompaniechef, Major Carsten Knaut, heute am 6. August 2021 während eines Appels in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne in Hamburg Iserbrook übergeben wurde.

Die Militärsprache wirkt eigentlich für jeden Zivilisten immer etwas merkwürdig. Kurz, knapp und immer so präzise wie möglich. Blumige Formulierungen sind im Bundeswehralltag eher selten. So werden aus den „Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien“ durch einen Befehl, den Annegret Kramp-Karrenbauer als Bundesministerin der Verteidigung am 10. Juli 2021 in Wildflecken verkündete, jetzt Heimatschutzkompanien.

Heimschutzkompanien sollen die Widerstandsfähigkeit stärken

Der Hintergrund ist eine Desillusionierung der Politik. Mit dem Ende des Kalten Krieges dachten große Teile der politische Elite Deutschland tatsächlich, dass es keine Bedrohungen mehr gäbe. Das war nicht falsch, denn das Kriegsrisiko zwischen der NATO und dem Warschauer Vertrag war schlichtweg nicht mehr vorhanden. Nur viele andere Risiken wurden marginalisiert um es salopp zu formulieren.

Doch, dass es weiterhin beträchtliche zivile Bedrohungen, die aktuelle Flutkatastrophe ist das beste Beispiel dafür, gibt, wurde schlichtweg verdrängt. Früher in Zeiten der Wehrpflicht konnte die Bundeswehr fast aus dem Stand heraus beträchtliche Kontingente von Soldaten, Gerät und Material mobilisieren.

Die hybride Kriegsführung, internationaler Terrorismus und Cyber-Attacken, auch wenn interessierte Kreise es nicht sehen wollen, gehören zu konkreten künftigen Bedrohungen unseres zivilen Lebens, der Freiheit, Unversehrtheit und Wohlstandes Deutschlands.

Sicherheitspolitik heißt vorausschauend zu denken, zu planen und vorbeugend zu handeln. Deshalb müssen Strukturen, um im Falle es Falles handlungsfähig zu sein, schon vorher aufgebaut und geübt werden. Das Vorhalten einer Feuerwehr steigert auch nicht die Brandgefahr. Es bewirkt, dass ausgebrochene Feuer schneller gelöscht werden können.

„Die Umbenennung in Heimatschutzkompanie ist ein deutliches Zeichen. Es steht für Unterstützung, wenn Hamburg Hilfe benötigt. Wir schützen die Elbe, am Deich, im Tunnel darunter, am Hafen daran, an den Brücken darüber“,

Kapitän zur See Michael Giss, Kommandeur Landeskommando Hamburg und Standortältester

Die Hamburger Heimatschutzkompanie besteht aus 140 Frauen und Männer, die als Soldatinnen und Soldaten der Reserve freiwillig Dienst in der Freien und Hansestadt Hamburg leisten. Dafür organisiert die Kompanie regelmäßig militärische Aus- und Weiterbildungen. Bundesweit soll die Zahl der Heimatschutzkompanien von 30 auf 42 aufwachsen, die dann bis 2025 unter die Führung von fünf Heimatschutzregimentern in Berlin, Bayern, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und und Nordrhein-Westfalen gestellt werden.

Unsere Meinung

Gerade viele Hamburger sind immer noch dankbar für die Bundeswehreinsatz während der Großen Sturmflut 1962 in Hamburg. Damals waren allein 100 Helikopter der Bundeswehr und der Royal Air Force teilweise bei Bedingungen, die den Flugbetrieb nicht gestatteten, im Einsatz. Dazu kamen viele Sturmboote der Heeres-Pioniere und ganz viele Wehrpflichtige. Viel Mut und Einsatzwille wurde bei diesem Einsatz bewiesen. Ohne die militärische Unterstützung, die zu dieser Zeit noch im Widerspruch zum Grundgesetz stand, wären sicherlich mehr Menschen gestorben oder hätten bei Kälte, Regen und Wind länger auf Rettung warten müssen.